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Mai 2022 – kleine Radrunde

Der Mai ist doch der beste Monat, um sich mal wieder für eine Radrunde auf den Drahtesel zu schwingen. Die Sonne scheint stabil, aber noch nicht zu warm. Die Natur überrascht uns mit dem neuen Grün und ganz viel bunten Blumen. Alles fühlt sich leichter und freier an. Und wo kann man seine überflüssige Energie am besten loswerden als bei einer kleinen Radrunde an einem Sonntagvormittag.

Die letzten Monate beschränkten sich unsere Fahrradausflüge auf die täglichen Fahrten zum Bahnhof und mal kurz um die Ecke zum Einkaufen. Doch jetzt, wo man Handschuhe und Pudelmütze beim Radfahren weg lassen kann, werden unsere Runden wieder länger.

Am letzten Wochenende war es dann soweit. Die Sonne schien bereits beim Frühstück knallegelb in unseren Wintergarten und heizte uns ordentlich ein. Bei Kaffee/Tee und Brötchen beredeten wir, was wir an so einen herrlichen Sonntag machen wollen: Punkt 1 – nicht soviel, Punkt 2: die Sonne genießen, Punkt 3: ein wenig bewegen.
Und keine drei Stunden später saßen wir auf den Rädern – man muss so einem Sonntagsfrühstück schon Zeit geben und das richtig genießen.

Bis zum BER ist es von uns nicht weit. Um auf die eigentliche Route zu kommen, brauchen wir 20 Minuten. Die fahren wir durch unseren Wald und an den Feldern von Waltersdorf vorbei.
Der Blick über die Felder zwischen Schulzendorf und Waltersdorf lässt uns ganz schnell vergessen, dass nur ein paar Meter hinter uns die Großstadt liegt. Nur ein paar Meter weiter wird der weite Blick von den Einkaufshochhäusern von Waltersdorf gestoppt.
Im Sonnenuntergang und bei Gewitter ist der Blick übers Feld aufs Hochlager von Höffner besonders skurril.

Nach Waltersdorf geht es weiter an grün leuchtenden Feldern vorbei. Schon als Kind fand ich diesen Ausblick bei jeder Jahreszeit schön.
Wie immer haben wir hier Gegenwind – als Radfahrer habe ich eigentlich immer Gegenwind, schon irgendwie komisch. Das Gefühl, ständig gegen einen Widerstand zu fahren, hört nur ganz selten mal auf. Wenn ich mal Rückenwind habe (natürlich ganz selten), bekomme ich das meistens gar nicht mit, sondern denke: “Man, bin ich heute schnell. Na siehste, bist doch ganz gut im Training.” Die Ernüchterung folgt beim nächsten aufsteigenden Hügel oder wenn der Rückenwind aufhört.

Und der nächste Hügel folgt auch hier. Gleich, wenn es hinter den Feldern in den Wald geht, folgt ein Anstieg (für uns Flachlandradler ein mächtiger Anstieg, für Bayern wahrscheinlich ein Hügelchen). Aber nach einem Anstieg folgt auch immer eine Abfahrt. Und diese pfeilschnell durch den Wald zu brausen, lässt mein inneres Kind laut auflachen.

Nach dem Kreisverkehr geht es Richtung Kiekebusch und die Gegend finde ich noch skurriler als das Feld bei Höfner. Kiekebusch ist ein sehr, sehr kleines, verschlafenes Dorf. Doch vor dem Ortseingang liegt die A113 mit ihrem Dauerrauschen und ganz neu gibt es hier ein Amazon-Auslieferungslager und dann sind da natürlich noch die Flugzeuge vom BER, die hier die spektakuläre Kotzkurve (Hoffmannkurve) fliegen. Kiekebusch scheint völlig aus der Zeit gefallen zu sein.

Wir fahren durch das Dorf (die einzigen Meter ohne Radweg auf der Strecke) und dann weiter an den gelbblühenden Rapsfeldern nach Rothenberg. Man kann auch von Kiekebusch über Feldwege zum BER fahren. Das ist jetzt im Frühling eine schöne, blütenreiche Strecke. Aber heute haben wir nicht so viel Lust auf Geholper und bleiben auf dem Radweg, der uns weiter an Feldern vorbei führt.
Rechts neben uns starten im Minutentakt die Flugzeuge und obwohl ich schon immer am Flughafen wohne, beeindrucken mich diese riesigen Maschinen, wenn sie scheinbar federleicht in die Luft steigen. So bleiben wir auch auf dieser Runde immer wieder stehen und schauen den Flugzeugen beim Starten und Landen zu.

Hinter Rothenberg führt der Radweg dann direkt am Flugfeld vorbei. Links von uns liegen verschlafene Felder, rechts starten die Flugzeuge. Bei dem herrlichen Frühlingswetter hat es einige auf die Wiesen vor den Startbahnen gezogen. Ausgerüstet mit Picknickdecken, Ferngläsern und teuren Fotoausrüstungen warten sie auf Das Bild eines Flugzeuges.

Am Ende/Anfang der Landebahn bleiben wir auch stehen und lassen die fliegenden Riesen über unsere Köpfe rauschen und denken beide gleichzeitig an den Film Wayne’s World: “Party on, Wayne! Party on Garth! Excellent!”
Und so im Party-Modus geht es richtig schön bergab – Yeah!

Auf den Weg nach Selchow schlängelt sich der Radweg ein wenig und geht etwas auf und ab, nach den letzten geraden Strecken ist das mal ganz abwechslungsreich. Kurz hinter Selchow und kurz vor der Waßmannsdorfer Chaussee liegt noch das “45 über Null”, das ist ein Café und Hofenladen und mittlerweile eine beliebter Biker-Treffpunkt.
Uns ist es viel zu voll. Und das erste Mal auf der Strecke müssen wir auf andere Radfahrer, Biker und Fußgänger aufpassen. Wir beeilen uns, dass wir über die Waßmannsdorfer Chaussee kommen und wieder mehr oder weniger allein auf dem Radweg sind.

Der letzte Teil ist nicht mehr ganz so schön. Er führt an der Schnellstraße nach Schönefeld entlang und wir machen noch einen Abstecher zum totgelegten Terminal 5 – dem Flughafen unserer Kindheit. An Hornbach vorbei fahren wir noch durch den alten Bohnsdorfer Dorfkern und sind nach 35km wieder zuhause.

Mal ganz ehrlich, jetzt haben wir uns aber einen großen Pott Kaffee und ein Stück Kuchen mehr als verdient.

Das Lied zum Text kommt diesmal – wie könnte es anders sein- aus Wayne´s World – Queen “Bohemian Rhapsody”

Noch ein paar Anmerkungen:

Wer die Runde auch mal fahren möchte, kann mit der S-Bahn bis zum Flughafen Terminal 5 oder bis Waßmannsdorf fahren und von dort starten.
Wer nur ein AB-Ticket kaufen möchte, kann auch von der S-Bahnstation Grünbergallee losradeln und dort auch wieder einsteigen.

Die ganze Zeit fährt man über gut ausgebaute Radwege (außer das kurze Stück bei Kiekebusch). Darum ist die Strecke auch bei Radrennfahrern sehr beliebt.
Wenn man, wie ich, ein Wunderer und Stauner ist, muss man schon immer ordentlich aufpassen, wenn man mit ausgestrecktem Arm einmal quer über den Radweg zeigt und  “Schau mal da.” und “Siehst Du das?” und “Oh, was für eine Flugkurve.”, ruft. Ganz schnell hat man einem Radrennfahrer eine clothesline verpasst.

Auf Komoot gibt es die Radtour, fast so wie wir sie gefahren sind.

Meine Empfehlung für den Mai: Schwingt Euch aufs Rad. Genießt, wie die Landschaft an Euch vorbeizieht, die Sonne Euch wärmt und Euch die Vögel Lieder trällern. Bei mit Vergnügen Berlin gibt es einige schöne Tourenvorschläge.
Und auch wenn Ihr keine Lust aufs Radfahren habt, macht Euch einen ganz zauberhaften Mai.

Wer noch ein paar Mai-Gedanken braucht wird hier fündig: 2019, 2020, 2021.

 

 

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