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März 2022 – Spaziergang zur Bammelecke

Endlich sind die Tage wieder länger und bringen auch das langersehnte Sonnenlicht mit. Die Vögel flattern schon aufgeregt durch den Garten und die ersten Frühblüher sind bereits am Verwelken und machen Platz für noch mehr Grün und ganz viel Buntes.
Es wird Zeit für einen ausgiebigen Frühlingsspaziergang und dieser beginnt vor unserer Haustür mit einem Spaziergang zur Bammelecke.

Ich tappe verschlafen aus unserem Bad zurück in Richtung Bett. Es ist 7 Uhr und bevor ich mich wieder in die Kissen kuschle, ziehe ich noch die Jalousie hoch.
Kaum scheint das Licht in unser Schlafzimmer, bin ich hellwach. Unser Garten hat sich in einen rosafarbenen Märchentraum verwandelt. Lauter kleine Schäfchenwolken, von der aufgehenden Sonne in Rosatöne gefärbt, schweben am Himmel. Ganz aufgeregt rufe ich: ” Henrik, guck mal! Oh, wie schön. Alles ist ganz rosa. Jetzt gucke doch mal.”
Hinter mir brummt es aus dem Bett. Da ich keine Ruhe gebe, quält sich Henrik unter der Decke vor und setzt seine Brille auf: “Mmmhhh, ganz hübsch. Ein bisschen wie im Einhornland.” Er ist also genauso grenzenlos begeistert wie ich.

Henrik zieht die Decke über seinen Kopf und schläft weiter. Ich bleibe noch ein wenig stehen und bestaune das Farbspiel, zwischendurch gehe ich mit nackten Füßen kurz mal raus und bewundere den Sonnenaufgang. Nach ein paar Minuten ist das Schauspiel vorbei. Die Sonne hat es wieder einmal komplett über den Horizont geschafft und gibt große Versprechungen auf einen herrlichen Frühlingstag.
Ich stecke meine eiskalten Füße zu Henrik unter die Decke (der sich nur mäßig freut) und verplane in Gedanken unseren Samstagvormittag.

Nach noch einem Nickerchen und einem langen ausgiebigen Frühstück geht es endlich raus. Keine 5 Minuten von unserem Haus liegt ein Teil des Grünauer Forst und da geht es als erstes hin.
Hier habe ich schon als Kind gespielt, habe unsere Kinder im Kinderwagen durchgeschoben, als Familie hinter den Bäumen Verstecke gespielt, habe einige Verwünschungen nach stressigen Arbeitstagen in den Wald gemurmelt und bin unzählige Male Händchen haltend  mit Henrik durchspaziert. So machen wir das auch heute.
Und obwohl ich jeden Fleck kenne, freue ich mich über die ersten grünen Blätter, die Vögel, die fröhlich hin und her fliegen, jedes Grün und alles Bunte, dass sich durch den vom verwelktem Laub bedeckten Boden schiebt.

Der Waldboden ist von den letzten regenreichen Wochen noch ziemlich matschig und im Wald sind deutlich die Sturmschäden zu erkennen und so sieht der altbekannte Wald doch wieder anders aus.
Mitten auf unseren Weg liegt “Hanffs Ruh” – ein Altberliner Biergarten. Da das Wetter nicht nur uns nach draußen getrieben hat, ist hier ordentlich was los. Kinder und Hunde toben zwischen den Beinen ihrer Eltern und Herrchen. Radfahrer versuchen, unbeschadet durch das Getümmel zu kommen und wir laufen ganz schnell daran vorbei, zurück in die Ruhe des Waldes. Nur ein paar hundert Meter weiter begegnen wir nur noch ab und zu einem anderen Spaziergänger.

Nach einer dreiviertel Stunde stehen wir am Wasser und wie immer ist es unglaublich schön. Das Sonnenlicht tanzt auf den Wellen, der Wind rauscht in den Kiefern und im alten Laub der Eichen. Auf dem Wasser sind Ruderer unterwegs, die ersten Motorboote und sogar schon ein paar Segler. Wir sind bei diesem wunderschönen Frühlingswetter natürlich nicht allein.
Kinder buddeln im Sand, ein paar Spanier machen ein Picknick, Hunde werden ausgeführt, zwei ältere Pärchen sitzen auf einem umgefallenen Baum und quatschen. Alle ganz beseelt vom Sonnenschein und dem Blick übers Wasser.

Wir laufen noch ein wenig an der Dahme entlang und dann geht es auf unseren Schleichwegen (auf denen wir kaum jemand anderes treffen) wieder zurück nach Hause. Vollgetankt mit frischer Luft und sonnenbedingtem Vitamin D sitzen wir, nach 2 1/2 Stunden spazieren gehen in unserem Wintergarten, den die Sonne ordentlich geheizt hat und freuen uns auf den Frühling.

Noch ein paar Anmerkungen:

  • Wer gerne mal an der Dahme spazieren will, fährt mit der S-Bahn bis Grünau und läuft von dort durch den Wald Richtung Strandbad Grünau.
    Man kann vom S-Bahnhof auch mit der Straßenbahn fahren. Entweder bis zum Strandbad oder noch eine Station weiter bis zur Bammelecke.
    Von hier kann man in den Grünauer Forst laufen oder immer am Wasser entlang.
    Von Grünau kann man auch mit der Fähre auf die andere Seite der Dahme übersetzen (nach Wendenschloss) und dort in den Wald Richtung Schmetterlingshorst und Müggelturm spazieren.
  • Übrigens: die Bammelecke hat sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag.
    Wobei ich die Begriffserklärung etwas anders kenne: Da hier die Dahme einen Knick macht, haben die Lastkähne hier wohl früher immer eine Glocke geschlagen, um den Gegenverkehr zu warnen und aus Gebimmel wurde irgendwann Bammelecke. Aber egal woher der Name kommt, für mich bedeutet er Heimat und ist mit unendlich vielen schönen Erinnerungen und zukünftigen Verheißungen verbunden.
  • Wir fahren ab März bis in den November mit dem Fahrrad fast täglich einmal an die Bammelecke, um kurz ins Wasser zu hüpfen. Im Winter gehe ich oft nur mit den Füßen rein, aber ab 14°C Wassertemperatur wird auch wieder regelmäßig geschwommen. Ich freue mich schon riesig drauf.
    Wenn der Morgen, wie oben beschriebenen, mit einem übernatürlich schönen Sonnenaufgang beginnt, sitze ich schonmal um 6:30Uhr auf dem Rad und fahre schnell ans Wasser, um dort die Sonne zu begrüßen und ein morgendliches Bad zu nehmen.
  • Im Sommer kann es am Strandbad Grünau und an der Bammelecke ganz schön voll werden. Besonders in den letzten zwei Corona-Sommern hat es viele Menschen hierher gezogen. Unter anderem viele Spanier und Franzosen (meine Vermutung: die Bammelecke steht als Geheimtipp in irgendwelchen Reiseführern).
    Darum nutzt den Frühling und den Herbst für einen Spaziergang.
  • Wenn Euch im März die Sonne wachkitzelt, dann geht raus. Bestimmt gibt es gleich vor Eurer Haustür einige zauberhafte Orte und wenn es das kleine Straßencafé um die Ecke ist. Denn der erste lange Spaziergang im Jahr mit Sonnenschein und Wärme ist schon etwas ganz besonderes. Lasst Euch das nicht entgehen.

Wer ein paar ausführliche Tipps zu einem Spaziergang in Grünau möchte, sollte mal bei Sinne und Reisen von Daniela Wiese vorbei schauen.

Musik zum Text: Justin Timberlake “Can’t Stop the feeling”

Für all die Märztage, die eher trüb als sonnig sind, gibt es hier noch etwas zum Lesen, nämlich die Kalenderblätter 2019 ,2020, 2021.

Baderunde

 

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