Schottlandgeschichten – Teil 1
#42 Schottlandgeschichten – Teil 1
Schottland – ganz allgemein
Lied zum Text: “Erinnerungen” Clueso
Wir waren in einem unserer Sehnsuchtsländer – in Schottland. Unsere Erwartungen waren groß, unsere Träume bunt, unsere Vorfreude riesig. Hat Schottland alles erfüllt?
In den nächsten Wochen berichte ich hier in kleinen Geschichten über unsere Reise. Über eine Liebe auf den ersten Blick, den Mut, Neues zu wagen, die Magie eines Landes auf sich wirken zu lassen, über freundliche Menschen und lustiges Essen. Kommt mit in ein Land voller Märchen und Mythen.
Im ersten Teil unserer Schottlandgeschichten will ich Euch diesen wunderbaren Landstrich aus unserer Sicht vorstellen.
Unsere Reise nach Schottland ist ein Eintauchen in eine andere Welt. Realität und Fantasie vermischten sich für uns in Schottland.
Harry Potter wird in Edinburgh auf einmal zu einer realen Gestalt, auch Sherlock Holmes könnte jeden Augenblick um die Ecke geschlendert kommen. In den Highlands ist es durchaus denkbar, dass dich in der Nacht Elfen und Trolle besuchen und am Meer sieht man den Fischschwanz einer Meerjungfrau aufblitzen.
Doch dann steht man vor dem Schloss, in dem Macbeth König Duncan umgebracht hat oder in dem Maria Stuart zur Welt kam und ihr Vater, vor lauter Frust, dass er nur ein Mädchen bekam, gestorben ist. Und da denke ich: “Och die Märchen kenne ich. Nein, ups das ist die Realität.” Alles verschwimmt zu einer Geschichte. Magie liegt über diesem Land, anders lässt sich das nicht beschreiben.
Alles fließt hier ineinander.
Selbst das Wetter kann sich nicht entscheiden, wie es sein möchte. In einem Moment steht die Sonne golden und warm über dir und fünf Minuten später bist du nass bis auf die Haut. Das ist nicht so schlimm, denn der Wind trocknet Dich schnell und die Sonne ist auch gleich wieder da. Und schon kann das Spiel von vorne beginnen.
Die Schotten nehmen das sehr gelassen und die Touristen am dritten Tag auch. Neuankömmlinge erkennt man, weil sie ständig ihren Regenschirm ein- und wieder auspacken.
Am dritten Tag wartet man beim Beginn des Regenschauers erstmal ab, geht, ohne sich stören zulassen, ungehindert seiner Wege und setzt sich, wenn es länger als fünf Minuten dauert, seine Kapuze auf. Fertig.
Kein hektisches nach oben Schauen (wie lange wird es wohl dauern), keinen Regenschirm rauskramen, kein schnelles irgendwo drunter Stellen. Alles ganz entspannt. Ist doch nur Wetter.
Die Schotten sind auch sonst ein entspanntes und sehr freundliches Volk. Sie haben keinen Hang zur Aufdringlichkeit, sind aber sehr zuvorkommend und wirklich äußert nett. Auf den Straßen wird man freundlich angelächelt. Wenn man in den Bus steigt, begrüßt einen der Fahrer. Die Fahrkartenkontrolleure in der Straßenbahn und der Bahn halten gern ein Schwätzchen mit dir. Die Ticketverkäuferin in Balmoral Castle (dem Sommersitz der Queen) hätte uns bestimmt noch zum Tee eingeladen, wenn wir dann gewollt hätten . Alle geben Dir das Gefühl, Zeit zu haben – Zeit für Dich und das ist wirklich ein sehr schönes Gefühl.
Überhaupt hat man schöne Gefühle in Schottland. Die Landschaft hatte auf uns etwas Beruhigendes. Diese runden Hügel, die doch beim Ben Nevis auf 1344m ansteigen können, sehen samtweich aus, da ist nichts Schroffes. Natürlich täuscht das aus der Ferne. Umso näher man ihnen kommt, umso gewaltiger und uneinnehmbarer sehen sie aus.
Im Tal glitzern silberne Lochs, die Ufer gesäumt von runden Steinen. Wellen plätschern, nee rasseln eher auf Grund der Steine, ans Ufer.
Am Ufer, an den Straßen, eigentlich überall stehen gelb leuchtende Ginsterbüsche. Wenn die Wolken dunkel über einem hängen und die Sonne kurz hindurchblitzt auf einen Ginsterbusch, dann leuchtet dieses Gelb wirklich überwältigend.
Und dann gibt es in Schottland Wälder mit Bäumen so groß und mächtig, dass man anfängt, an Riesen zu glauben. Nirgendwo in Deutschland habe ich solche riesigen Bäume gesehen. Ganz gerade gewachsen, mit meterdicken Stämmen lassen sie uns winzig klein erscheinen.
Magie liegt in diesen Wäldern mit Böden aus dickem, grünem Moos. Hier wird man wieder zum Kind und glaubt an Märchen. Wir sind durch einen Wald gelaufen und ohne Quatsch, es hat die ganze Zeit nach Zuckerwatte gerochen, bestimmt gab es irgendwo ein Hexen-Lebkuchenhaus.
Wir haben Trolle lachen hören. Na ok, das war der Fluss, der über die Steine gurgelte, bevor er sich in eine Klamm hinab stürzte. Natürlich haben wir auch winzige Feen durch den Wald fliegen sehen, vielleicht waren es auch nur Insekten.
Mythisch ist das was mir zu diesem Landstrich als erstes einfällt. Das liegt an dieser märchenhaften Natur und an den vielen Burgen und Schlössern. Überall trifft man auf sie. Am schönsten aus unserer Sicht sind die auf den Klippen am Meer. Keine Ahnung, wer auf die Idee kam, Burgen dorthin zu bauen, denn eigentlich ist die Wohnqualität eher miserabel. Der Wind, besser der Sturm, weht die ganze Zeit. Der Weg zur Burg ist was für Leute ohne Höhenangst. Feucht ist es dort auch, von unten und von oben. Doch diese Aussicht – ein Kracher.
Zu unserem Glück haben sie sie dahin gebaut, denn so eine Burgruine schwebend über dem Meer regt schon sehr die Fantasie an. Da sieht man schon mal die weiße Lady oder den Pfeifer ohne Hände vorbeihuschen.
Ihr merkt wir haben uns verguckt in eine verzauberte Gegend. Die nächsten Wochen könnt ihr hier mehr darüber lesen.
Den Anfang wird unsere Liebe auf den ersten Blick machen – Edinburgh.
3 Kommentare
Ramona
landschaftlich schön und deine beeindruckende Schreibweise……freue mich für euch. Liebe Grüße Ramona
Kathrin G.
Sehr schön Sylke, ich denke gleich an unsere Rundreise durch Schottland, die nicht so lang war, aber uns auch so beeindruckt hat. Habe mehrere Orte in Deinem Bericht entdeckt, wo wir auch waren: Glennfiddich ist u.a. mit bei und da waren wir am meisten von der Schönheit und Sauberkeit der Außenanlage beeindruckt, das sah eher wie ein Schloß statt wie eine “Schnapsbrennerei” aus. Die Freundlichkeit der Leute kann ich auch nur bestätigen. Und sehr schöne Fotos habt Ihr wieder gemacht. !!! Warte schon gespannt auf die nächsten Berichte und natürlich Fotos. Gruß Kathrin
Sylke
Dankeschön. Hier habt uns ja einige Inspirationen zur Reise geliefert, die wir auch umgesetzt haben. Davon gibt es im vierten Teil der Schottlandgeschichten einiges zu lesen und zu sehen.