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Schottlandgeschichten – Teil 2

#43 Schottlandgeschichten – Teil 2
Graue Stadt am Meer – Edinburgh
Lied zum Text: “Stadt ohne Meer” OK Kid

Unsere Schottlandreise beginnt in Edinburgh. Drei Tage Zeit haben wir uns für diese alte, graue Stadt am Meer genommen.
Ich bin vom ersten Augenblick verliebt. Das letzte Mal ist mir das mit einer Stadt vor über 20 Jahren passiert und auch diese Stadt war uralt – es war Rom. Edinburgh ist ganz anders als Rom, aber es hat sofort gefunkt zwischen uns. Hiermit stelle ich Euch meine neue Liebe vor.

Wir fahren mit der Straßenbahn vom Flughafen nach Edinburgh rein. Vorbei an Feldern, durch ein modernes Bankenviertel mitten hinein ins Mittelalter. Als wir aus der Bahn aussteigen, stehen wir mitten auf der Princesstreet, der Haupteinkaufsstraße der Stadt. Neben uns erhebt sich Edinburgh Castle. Die Burg wurde auf dem Kegel eines erloschen Vulkans gebaut und ist bereits über 1000 Jahre alt.
Dunkel und massiv thront die Burg über der Stadt. Zu ihren Füßen blühen Narzissenfelder. Die Szenerie könnte einem Märchen entsprungen sein. Dieser Gedanke wird uns auf unserer Schottlandreise ständig begleiten.

Wir stehen also da und staunen.
Der Himmel direkt über uns ist leuchtet blau. Dieses Blau ist eingerahmt von grauen Wolkenbergen und ein ordentliches Lüftchen weht. Kaum stehen wir an der Bushaltestelle, haben die grauen Wolken den Himmel erobert und es gießt wie aus Kannen. Wir ziehen schnell unsere Regenjacken an. Eine ältere Damen beobachtet uns, lächelt uns an und sagt mit einem Schulterzucken:” Scottish Weather.” Keine fünf Minuten später leuchtet der Himmel wieder blau. Herzlich Willkommen in Edinburgh!

Diese Stadt ist uralt und auch die Bausubstanz ist es. Wir kommen uns ständig wie in einem Film vor (ob ein Historiendrama, britischer Detektiv- oder Fantasyfilm, das kommt auf unsere Stimmung an).
Die Häuser sind -wie auch in allen anderen Städte in Schottland – aus grauem Granit gebaut. Der Grundton ist also grau in vielen verschiedenen Schattierungen.
Doch die Stadt ist weder alt noch wirkt sie angegraut. Wir sehen viele junge Menschen. Das liegt vielleicht auch daran, dass wir im Studentenviertel wohnen.
In den Parks sieht man die Bewohner generationsübergreifend zusammen Ballspiele spielen; von Tennis über Fußball zu Rugby.  Jogger ziehen ihre Runden überholt von Fahrradfahrern. Spaziergänger mit Hunden quatschen auf den Wiesen und schauen ihren Tieren beim Rumtollen zu und dazwischen sitzen alte Omas auf den Parkbänken mit jungen Frauen. Total entspannt sind die Leute, total entspannt ist die ganze Stadt. Alle scheinen Zeit zu haben für ein Pläuschen oder wenigstens ein Lächeln. Gerade das macht einen großen Teil des Charmes dieser Stadt aus.

Wir lassen uns anstecken von der Gelassenheit und erobern uns in den 3 Tagen die Stadt zu Fuß. Einen Tag laufen wir zwischen Stadtrand und dem Arthur’s Seat (noch einem erloschenen Vulkan) zum Palace of Holyroodhouse (der offiziellen Residenz der Queen in Schottland). Auf der einen Seite liegt die Stadt auf der anderen erheben sich die Felsen, bedeckt mit gelb blühenden Ginsterbüschen. Man läuft am Parlament vorbei, ein ganz moderner Bau und gleich gegenüber liegt das uralte Schloss. Von hier laufen wir zum Calton Hill und genießen wieder einen unglaublichen Ausblick auf die Stadt.

Jeden Tag landen wir unweigerlich wieder am Edinburgh Castle und schauen von dort über die Stadt. Was uns auch am dritten Tag nicht langweilig wird.
Es gibt so viel zu entdecken.
Hier zweigt ein Gässchen ab und öffnet sich in einen Hinterhof, dort führt eine Treppe in die darunter liegende Gasse, da geht ein Weg zum Park entlang, von dem man das Gewusel auf der Princesstreet beobachten kann. Oder man holt sich ein Eis und schlendert die Royal Mile hinunter. Vorbei an The Hub, einem 70 Meter hohen Turm, an dem man aller Hand entdecken kann. Wir waren ganz begeistert von den Leitern, die daran angebracht sind und haben uns gefragt, wer da wohl hoch steigen muss.
Weiter geht’s zur High Kirk of St. Giles mit dem kronenförmigen Aufsatz – dem Wahrzeichen Edinburghs – und dann immer weiter hinunter, bis man vor dem Palace of Holyroodhouse steht. Dabei sollte man nicht vergessen, sich im Fudge House eine Leckerei, hergestellt aus Butter und Zucker, zu holen.

Wir gehen auch in einige Museen. Diese sind in Edinburgh kostenlos und so hat man auch kein schlechtes Gewissen, wenn man sich nur eine halbe Stunde darin aufhält. Man kann ja jederzeit wiederkommen. Die Ausstellungen sind wirklich gut gemacht und ein Besuch lohnt sich nicht nur, wenn ein Regenschauer mal länger dauert.

Und wir wandeln auf Harry Potters Spuren, dem kann man in der Stadt seiner Entstehung nicht entgehen. Wir suchen auf dem Friedhof an der Greyfriars Kirk nach dem Grab von Thomas Riddle (später Lord Voldemort) und sind froh, dass vor uns eine Reisegruppe läuft. Wer weiß, ob wir es sonst gefunden hätten. Am Elephant Cafe, in dem Rowling das erste Harry Potter Buch geschrieben hat, laufen wir jeden Tag vorbei. Auch sonst fühlt man sich in Edinburgh ständig wie in einem Harry Potter Film.

Dafür suchen wir den anderen großen Helden der Stadt vergeblich. Sir Arthur Conan Dolye ist in Edinburgh geboren und wir suchen die Sherlock Holmes Figur. Da, wo sie eigentlich stehen soll, ist ein großes Bauloch. Die ganze Straße ist eine riesige Baustelle und nur ein Pub erinnert daran, dass der große Detektiv hier stand.

Übrigens Pub – klar gehen wir in einen Pub, trinken Ale und essen Fish und Chips. Mit uns sind einige Anzugträger da und trinken ihr erstes, zweites, drittes … Feierabendbier und werden immer lustiger und lauter. Die anderen Gäste bereiten gerade ein Kneipenquiz vor, das scheint hier wirklich beliebt zu sein. Auch in unserem Hotel gibt es einen Kneipenquizabend. Wir sitzen daneben und amüsieren uns über die Schotten, erkennbar an ihrem hart ausgesprochenen R. “Sorry” klingt hier wirklich lustig.

Wir lassen es uns in Edinburgh very british gut gehen, denn das ist einfach in dieser entspannten, freundlichen Stadt, die unser Herz erobert hat.

Im nächsten Abschnitt unserer Reise machen wir uns auf dem Weg zur Isle of Skye und ich hoffe, ihr kommt mit.

 

 

 

 

 

 

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