Juli/August 2022 – Faulheit
Da habe ich doch ganz verpasst, das Juli-Kalenderblatt zu schreiben und als es mir aufgefallen ist ( am 02.07.), hatte ich erstmal ein schlechtes Gewissen. Doch dann habe ich mir gesagt, der Blog ist ein Hobby, etwas das Spaß machen und ohne Druck passieren soll.
Also habe ich mein schlechtes Gewissen beiseite geschoben, das Schreiben vertagt, beschlossen für Juli und August nur ein Kalenderblatt zu schreiben und meine eigene Faulheit zu feiern.
In meiner Welt ist faul sein nicht besonders positiv behaftet. Es wird Zeit, daran etwas zu ändern und deshalb werde ich in diesem Sommer die Faulheit zelebrieren.
Wenn Henrik das hier gleich Korrektur liest, wird er den Kopf schütteln und sagen: “Du weißt gar nicht, wie faul sein funktioniert”, und ein wenig recht hat er.
Draußen sitzen, den Bienen zuhören, den sich im Wind bewegenden Blätter zusehen, Leute beobachten, gemütliche Schwimmrunden im See ziehen – das kann ich alles, aber so richtig faul in der Ecke liegen? Nee, das klappt nicht.
Fang ich also klein an und nehme Euch mit auf diese Wanderung.
Es ist mir grundsätzlich ziemlich schwer gefallen, die letzten 14 Tage nichts für den Blog zu schreiben und nicht, weil ich so tolle Texte im Kopf hatte, sondern weil ich das Gefühl hatte, hier abliefern zu müssen. Und ganz ehrlich: nichts MUSS ich hier – ich DARF. Also habe ich mir Faulheit verordnet, um den Spaß wieder zu finden.
Und was passt besser in den Sommer, als eine ordentliche Portion Faulheit. Wir müssen die nächsten 2 Monate keine riesigen Wanderungen unternehmen, uns keine Sehenswürdigkeiten ansehen, zu Sommerkonzerten gehen, die beste Eisdiele oder den schönsten Strand finden – wir dürfen. Und wenn wir darauf keine Lust haben, bleiben wir auf der Sonnenliege oder Picknickdecke oder im Bett – mit der Decke über den Kopf – ohne schlechtes Gewissen liegen.
Wer damit Schwierigkeiten hat ( so wie ich), darf dabei auch ein Buch lesen, sich in blödsinnigen Internetclips verlieren oder versuchen, diese Langeweile zu verschlafen.
Ich glaube es wird Zeit, Langeweile faul auszuhalten.
In unserer schnelllebigen Zeit mit all den Katastrophenmeldungen sind wir ständig in Alarmbereitschaft. Hier muss noch dringend etwas erledigt werden, dort noch etwas besorgt, da noch etwas gelernt, irgendetwas noch entdeckt werden – abschalten fällt im Moment so ungemein schwer.
Mein Versuch, mich wieder runterzubringen, klappt nur mit Büchern und einer Runde schwimmen gehen. Kaltes Wasser beruhigt mich sofort, mein Herz schlägt langsamer, meine Atmung wird ruhiger und meine Mundwinkel ziehen sich nach oben.
Ja, ich weiß, schwimmen hat jetzt nicht viel mit Faulheit zu tun. Doch ich nehme mir ja diese Zeit, um aus dem stressigen Alltag zu fliehen. Ich kann dann nicht produktiv sein und tue nur etwas für mich – also bin ich nach deutschen Maßstäben ziemlich faul.
So ist es auch beim Lesen – und ich habe viel gelesen in der Zeit, in der ich hier nichts geschrieben habe. Dicke, fette Schinken waren dabei, Bücher, die mich nach Georgien und in Europas Geschichte entführt haben, in denen ich durch Japan gereist oder gleich um die ganze Welt gefahren bin und ein kleines, feines Buch, das von einem Jahr im Garten erzählt und das so poetisch ist, dass mir bei manchen Sätzen Tränen über die Wangen laufen. Lesen – für mich die beste Art der Faulheit.
Aber ich werden versuchen, Henrik nachzueifern. Der kann nämlich wirklich, wie ein alter Kater, auf der Couch liegen und gar nichts tun.
Leider kommt er dazu fast nie, die Arbeit und allerhand Verpflichtungen müssen erledigt werden und dann hat er auch noch mich an seiner Seite. Jemand, der ihn kaum die Zeit zur Faulheit lässt.
Ich werde mich in diesem Sommer daran versuchen, in kleinen Schritten und auf meine Art. Vielleicht schaffe ich es dann an einem regnerischen Herbsttag ein, zwei Stunden ohne Buch, Fernseher oder anderen Ablenkungen faul auf der Couch zu liegen.
Lied zum Text, wie könnte es anders sein : “The Lazy Song” von Bruno Mars.
Genießt den Sommer und lasst alle Fünfe gerade sein.
Hier noch die Sommerkalenderblätter aus den letzten Jahren Juli 2019, Juli 2020, Juli 2021 und August 2019, August 2020, August 2021 (na, eine ganze Menge zum Lesen).
4 Kommentare
Ramona
Ich mache mit und übe Faulheit… vielleicht klappt es. Liebe Grüße Ramona
Sylke
Ich drücke die Daumen. Beim mir klappt es bis jetzt nur ansatzweise, aber ich bleibe dran.
Andrea
Richtig so 🙂
Faulheit und Langeweile müssen auch geübt sein – ich kann das Gott sei Dank schon. Nur deshalb klappt auch die Zusammenarbeit mit meiner jetzigen Kollegin so gut, die kann das nämlich nicht . Ich konnte sie beruhigen, indem ich ihr gesagt habe, dass sie gerne all das erledigen kann, was sie will und mir nichts aufheben muss, da ich auch mit Langeweile gut umgehen kann. Dachte wohl ich will ihr die Arbeit wegnehmen und das wäre für sie echt schlimm! Nun ja, sie ist auch noch ganz jung und bestimmt wird sie es noch im Lauf der Zeit lernen. Vielleicht ist ihr jetziger Urlaub gut dazu, während ich nun ausnahmsweise mal reinhaue 🙂
Liebe Grüße
Andrea
Sylke
;o) So muss es sein, in einem Team sollte man sich ergänzen und sich auch entspannt zurücknehmen können. Wir “Ältere” können das ganz gut, schauen den Jüngeren beim Strampeln zu und erinnern uns an damals und unsere Strampeleien.