März 2021: Aussaat
Mein Herz macht einen Hüpfer, ich habe das erste grüne Blättchen in meiner Aussaat gefunden.
Der März ist doch ein Monat voller Wunder. Überall schiebt sich Grün durch die braune Erde und das Leben beginnt seinen Kreislauf von vorne.
Ich bin mitten drin, denn in unserem Wintergarten stehen viele kleine Aussaattöpfe und in jedem beginnt eine neue Geschichte.
Als ich mich hinsetze, um dieses Kalenderblatt zu schreiben, ist es Mitte Februar und es schneit und schneit und schneit. Henrik und ich haben gerade den Schlitten unserer erwachsenen Kinder vor geholt und sind unseren Rodelberg hinunter gefahren. Vom Frühling und den ersten grünen Blättern ist noch nichts zu erahnen. An ein Aussäen in unserem Wintergarten ist nicht zu denken. In der Nacht liegen die Temperaturen dort nur knapp über dem Gefrierpunkt und auch tagsüber wird es nicht wärmer als 10°C.
Ich denke: „Mist, wo bekomme ich die Bilder für den Artikel her, wenn hier nichts grün wird. Soll ich doch lieber etwas über Schneeballschlachten schreiben? Nö, ich habe Lust auf Frühling und ein Märzartikel muss vom frischen Grün handeln. Ach, ich lass das jetzt mal liegen und schreibe später weiter.“
Und nun ist später, 8 Tage später. Draußen sind 18°C, in unserem Wintergarten steigt die Temperatur auf 35°C. Dass es vor 10 Tagen noch eisig kalt war, erkennen wir nur an der dicken Eisschicht im Pool, die der Sonne weiterhin standhält. Das Wetter ist mir etwas unheimlich, auch wenn ich mich ganz dolle über die warmen Temperaturen und die Sonne freue.
Letztes Wochenende habe ich die Pflanztöpfe raus geholt, die Samen sortiert und mit dem Aussäen begonnen. Keine 5 Tage später zeigen sich schon die ersten kleinen Blätter.
„Macht langsam“, flüstere ich den kleinen Blättchen zu. „Es kann nochmal kalt werden.“
Aus Erfahrung weiß ich jedoch, die machen was sie wollen. Also jedenfalls bei mir, andere Gärtner haben ihre Brut besser im Griff. Meine Pflanzenerziehung ist da eher laissez-faire. Sie bekommen Wasser, Licht und ab und zu ein nettes Wort. Wenn es ihnen bei mir nicht gefällt, dann ist es auch ok. Sie dürfen sich Läuse zuziehen, braune Blätter bekommen, die Blüten abwerfen oder vor sich hin mickern. Natürlich müssen sie dann damit rechnen, auf dem Kompost zu landen. Darum gibt es in unserem Garten eher robuste Pflanzen und keine Sensibelchen.
Auch sonst gehe ich eher experimentierfreudig und sehr ungezwungen an die Gartenarbeit. Ich mache mir wenig Gedanken, wie und wann etwas richtig geschnitten werden muss, welcher Dünger für welche Pflanze passt oder welche Pflanzen gerne zusammenstehen.
Dafür habe ich Experten mit einem grünen Daumen in meiner Familie, die ich im Notfall fragen kann. Meine Mama ist da mein erster Ansprechpartner. Aber auch mit meiner Schwiegermama und meiner Schwägerin habe ich Pflanzenexperten an der Hand, die mir sogar die lateinischen Namen meiner Pflanzen und ihre ganz besonderen Bedürfnisse aus dem Stehgreif erzählen können.
Ich bin da dann doch wieder eher das Staune-Kind. Dass aus einem ganz kleinen Samenkorn in ein paar Wochen eine große Pflanze wächst, die gegebenenfalls sogar Früchte trägt, ist doch ein echtes Wunder. Habt Ihr schonmal gesehen, wie verdammt klein ein Tomatensamenkorn ist (und der ist schon eher groß im Samenbereich)? Jedes Jahr wenn ich, wie vor ein paar Tagen, die Samen einpflanze, denke ich: „Wie geht das? Wie sollen aus diesem kleinen Ding Pflanzen und sogar Früchte entstehen?“
Das ist es auch, was mich Ende Februar, Anfang März dazu treibt, die Pflanzschalen rauszuholen, mir die Hände dreckig zu machen und winzige Samenkörner einzupflanzen – das Staunen über das Wunder des Lebens.
Ich muss jetzt auch Schluss machen und die winzigen Blätter der Schafgarbe bewundern. Die sind dieses Jahr die Ersten, die es geschafft haben.
PS: Übrigens die Schafgarbe ist die Staude des Jahres 2021. Als ich das gelesen habe, habe ich mir gleich ein paar Samentüten gekauft. Früher stand sie ja überall rum und war wohl eher ein Unkraut. Ich bin da ganz bei Ralph Waldo Emerson, der gesagt hat: „Unkraut nennt man Pflanzen, deren Vorzüge noch nicht erkannt worden sind.“ Und in unserem Garten gibt einige Pflanzen, deren Vorzüge ich noch entdecken muss.
Und hier geht es zu den Kalenderblättern 2019, 2020.