Juni 2021 – Sommerabende
Gebückt stehe ich im Blumenbeet und führe leise Gespräche mit meinen Blumen : „Wer bist Du eigentlich? Unkraut oder habe ich Dich letztes Jahr gepflanzt? Na, ich warte bis Du ein wenig größer bist, bevor ich mich entscheide.“ „Ach, ihr seid auch wieder da! Ich dachte, ich habe Euch an den letzten Frost im April verloren. Schön, Euch wiederzusehen.“
Gebeugt und brabbelnd in einem Meer aus Grün komme ich mir wie eine Hexe aus dem Märchen vor. Plötzlich trifft mich ein warmer, tiefstehender Sonnenstrahl und verzaubert mich in die Königin des Blumenbeets. Stolz wende ich mein Gesicht der Sonne zu und begrüße einen goldenen Sommerabend.
Ich liebe diese Abende im Garten, wenn die Sonne ein letztes Mal am Tag ihre Strahlen durch die Bäume schickt. Golden und warm scheint das Licht, kleine Insekten tanzen darin. Die Vögel kommen an den Teich, um noch einen Schluck zu trinken und dann Ihre Abendlieder zu trällern. Die Bienen und Hummeln summen noch in den Blüten.
Wenn es noch sehr warm ist und der Rasensprenger läuft, bricht sich das Sonnenlicht in den Tropfen, Dampf steigt vom Weg auf und verwandelt unseren Garten noch mehr in eine Märchenkulisse.
Obwohl noch eine Menge los ist im Garten, legt sich eine entspannte Ruhe über Alles, getragen vom Abendrot. Ich sitze mittendrin und komme zur Ruhe. Selbst meine Gedanken ziehen nur noch in Zeitlupe durch mein Gehirn.
Ich kann das gerade gar nicht so richtig ausdrücken, aber ich glaube, ihr wisst, was ich meine: diese wunderbaren lauen Sommerabende,
wenn der Tag und man selbst zur Ruhe kommt, man endlich den Kopf hebt und man die Natur um sich herum bemerkt.
Wenn sich ein kleines Lächeln in Dein Gesicht mogelt, obwohl es heute nur stressig und anstrengend war.
Dieser Moment, wenn man abends von der Arbeit nach Hause radelt, die Sonne einem noch den Rücken wärmt und dabei die Stressblockaden löst und man automatisch langsamer tritt und im Hier und Jetzt ankommt.
Oder wenn man mit einem kalten Getränk in den Händen auf der Garten-/Parkbank (oder im Biergarten) entspannt dem Tagesende entgegen blickt.
Aber auch wenn man eine letzte Abendrunde dreht, dabei den Grillgeruch aus den Nachbarsgärten in der Nase und das Zirpen der Grillen in den Ohren hat.
Und dann mein liebster Ort am Abend, unsere Schwimmrunde im See mit der Sonne, die langsam im Wasser untergeht und uns in einem Meer aus Gold und Silber baden lässt.
Jeder Sommerabend, jeder Moment – ein Genuss und ein Hoch auf das Leben.
Ich mag diese leisen Sommerabende und auch die lauten, lustigen inmitten von Freunden (hoffentlich können wir diese bald wieder richtig zelebrieren und auskosten).
Gibt es etwas Schöneres, als mit der Familie und Freunden im Sommer draußen zu sitzen, zu grillen, zu quatschen, zu lachen und gemeinsam die blaue Stunde zu begrüßen? Nur ganz wenige Momente können das Übertreffen. Vielleicht eine ganze Nacht im Licht der untergehenden und wieder aufgehenden Sonne auf den Lofoten…
Ihr merkt, ich freue mich auf die nächsten Monate und jeden Abend.
Selbst, wenn es an solch einem Sommerabend mal regnet oder ordentlich gewittert, werde ich vor unserer Haustür auf der Bank sitzen und die Nacht begrüßen.
Zu einem schönen Sommerabend gehört auch chillige Musik und wer diesmal etwas Musik zum Artikel haben möchte, sollte mal in Happiness von Jonathan Jeremiah reinhören oder Berliner Abendfeeling mit Fritz Kalkbrenner mit Facing the sun erleben.
Auf Visit Berlin gibt es einen Artikel zum Berliner Sommer mit ein paar Tipps für schöne Sommerabende in meiner Muddastadt. In Berlin kann man in virusfreien Zeiten wunderschöne Abende auf den Straßen, in den Parks, auf Konzerten, in Restaurants, in Rooftop-Bars, in Freiluftkinos .. erleben – ach, wie ich diese Zeiten vermisse.
Und wer noch nicht genug vom Juni hat, kommt hier zu den Juni-Kalenderblättern 2019 und 2020.
2 Kommentare
Christel
Hallo liebste Sylke,
Zeit Dir auf Deine Sommerromantik ein paar liebe Grüße auszurichten. Schön, dass es Dir/Euch gut geht.
Dass mit dem Unkraut ist so eine Sache. Jedes Jahr stehe auch ich vor dem gleichen grünen Rätsel „watt isses“. Also habe ich mir dieses Jahr ein Gewächshaus ( Naja Haus ist übertrieben, eher Anzuchtsregal) gekauft und dort züchte ich, geschützt vor zu frühen Zupf- und Rupfanfällen, meine Chilli und Paprika. Außerdem wurde der Gang ins Bauhaus erschwert. Und da dachte ich, dann eben Gemüse, is ja auch Pflanze mit was dran.
Nun komme ich mir wie ein Verräter vor. Denn nun gibts kein Grund mehr das „was isses“ weiter wachsen zu lassen. Das grüne Etwas wird auch nach 2 Monaten nicht bunt.
Immerhin ist auch Albert der Frosch zurück in unseren Garten( bestimmt der Ur-Ur-Ur-enkel seines froschigen Großvaters),also kann der Garten nicht so schlecht sein.
Also zupfe ich erst mal nicht weiter. Und wenn sich jemand daran stört, kann man ja immer noch sagen, das sei ökotechnisch so gewollt.
Ich freue mich schon auf meine Gemüseblumen, leider sind die aber derzeit auch nur grün, ach egal) dumm nur, dass ich die Kerne von Chilli, Paprika etc. Auch zusammengewürfelt in die Anzuchtsschale geworfen habe) und nun stehe ich wieder vor dem gleichen grünen Rätsel“ watt isses“. Es sieht alles bis jetzt gleich aus.
Ein Grund mehr zu chillen und die Sonne nach der langen Regenzeit zu genießen.
Liebe Grüße
Christel
Sylke
Liebe Christel,
wie immer schön. Ich kenne das auch, dass man nicht mehr weiß, was genau in der Anzuchtschale vor sich hin keimt. Entweder weil man vergessen hat es zu beschriften („das kann ich mir doch merken“) oder weil eine Anzuchtschale runterfällt, man alles zusammenfegt und das ganze Malheur hübsch auf die einzelnen Töpfe verteilt und 2 Monate später bemerkt: „Mensch, die Tomaten sehen wie Sonnenblumen aus.“ Diese eigentlich sehr wunderbaren Überraschungen gehören doch zum Gärtnern dazu.
Ich wünsche Dir einen bunten und chilischarfen Sommer.
Sylke