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Island – Ein Tagebuch (Teil 1)

Going to Iceland

#38 Island – Ein Tagebuch ( Teil 1)
Lied zum Text: Björk “ It’s Oh So Quiet“

Es geht wieder los. Wir waren unterwegs und sind nicht, wie man im Februar annehmen könnte, in die Wärme geflogen, sondern in die Kälte (wir Verrückten). Unser Ziel war Island, besser gesagt die nördlichste Hauptstadt der Welt – Reykjavik. Wie immer auf unseren Reisen, wurden wir überrascht vom Wetter, von der Natur und den Menschen.
Kommt mit in ein Land, das sich kälter anhört als es ist.

Als wir auf der Suche nach dem nächsten Reiseziel waren, ging es weniger um ein neues Land auf unserer Liste als viel mehr darum, die Nordlichter sehen zu wollen. Seit unserer Nordeuropatour möchte Henrik unbedingt die Aurora Borealis in natura sehen. Auf unserer Reise in den Norden im Sommer war das auf Grund der Mitternachtssonne nicht möglich. Also brauchten wir für unsere Suche eine viel dunklere Jahreszeit. Nach einigen Recherchen war klar: Februar und März sind gute Monate, um die Lichter zu sehen und Island ein sehr guter Ort dafür.

Tag 1 –  Eine windige Ankunft

Also starteten wir Ende Februar aus einem unglaublich kalten Berlin in Richtung Norden. Nach etwas mehr als 3 Stunden und einem ruhigen Flug landen wir sehr unruhig in Island.
Wir merken bereits beim Landeanflug, dass der Wind etwas stürmischer ist (ein Isländer würde sagen: „Och, ein laues Lüftchen.“ Wir sagten:“Ach du Sch…, ein Orkan.“). Es wedelt uns mehr auf die Landebahn, als das wir richtig landen. Dann dürfen wir auch erstmal nicht aussteigen, da man auf Grund des „Lüftchens“ die Gangway nicht ran fahren kann. Nach 20 Minuten geht es dann doch und wir betreten zum ersten Mal in unserem Leben den Mond – ach nee Island (sieht aber ähnlich aus). Viel gesehen haben wir erstmal nicht, der Wind treibt uns den Regen ins Gesicht, aber wir können erahnen, Island ist kahl und im Winter mit grauem Himmel auch nicht besonders bunt. Vor allem ist es in Island wärmer als in Berlin. Wir haben uns für eine Nordpolexpedition ausgerüstet und schwitzen im kalten Norden vor uns hin.

Auf der Busfahrt vom Flughafen nach Reykjavik klammern wir uns an die Sitze, weil der Wind den Bus doch das eine oder andere mal von der Fahrbahn drückt. Aus dem  Busfenster können wir wegen des Regens immer noch nichts sehen. Es ist, als ob man in einem Windkanal voller Nebel fährt – nicht schön, aber irgendwie abenteuerlich.
Kaum in der Stadt angekommen, lässt der Regen und auch der Wind etwas nach.

Wir fühlen uns sofort heimisch in der Inselhauptstadt, vieles erinnert uns an Norwegen. Selbst das Wetter mit seinen 7°C und der Regen versetzt uns zurück in den norwegischen Sommer. Mitten in der Innenstadt liegt unser kleines Apartment „Room with the view„. Die Aussicht suchen wir erstmal vergeblich, außer Dächer und einem Kran nur graue Brühe da draußen. Im Laufe der Woche verstehen wir jedoch , warum das Hotel so heißt.
Wie fast immer auf unseren Reisen, suchen wir uns zuerst ein Kaffee und landen im Te & Kaffi. Es gibt leckeren Tee, guten Kaffee, die besten Zimtschnecken, die ich je gegessen habe und als Sahnehäubchen einen sehr netten Isländer hinter dem Tresen.

Nach diesem sehr gelungen Start gehen wir erstmal runter zum Wasser, wo der Wind dann doch wieder etwas doller ist. Der Atlantik brodelt und stürmt vor sich hin, die Wolken flitzen am Himmel und wir mitten drin. Ich finde das ja grandios, so in den Elementen zu stehen. Wenn dann noch ein wirklich passendes Kunstwerk – die Sonnenfahrt – zu bewundern ist, wird es zu einem unvergesslichen Augenblick.

Als wir genug durch gepustet sind, die Gesichter nass von den Windtränen, gehen wir wieder in die Innenstadt. Die Straße rauf und runter, noch schnell in einen Supermarkt mit norwegischen Preisen und dann den ersten Tag ausklingen lassen.

Tag 2 – Ein Tag in Reykjavik

Der Himmel ist immer noch grau, aber man erkennt langsam, dass Reykjavik in einer Bucht liegt und das es überall Berge gibt. Schemenhaft erheben sie sich aus dem diesigen Grau und wir fühlen uns noch mehr wie in Norwegen. Diesen Tag haben wir als Stadttag auserkoren. Wir lassen uns durch das beschauliche Reykjavik treiben.
Draußen sind 7°C (PLUS), es weht kein Wind – mir ist in meinen dicken Sachen megawarm.

Wir begrüßen den Entdecker der neuen Welt Leifur Eriksson, der an der Hallgrimskirkja steht, bewundern diese beeindruckende Betonkirche von außen und gehen natürlich auch rein. Wieder mal haben wir Glück, drinnen wird gerade die große Orgel bespielt und wir dürfen ihrem Klang lauschen. Henrik findet es ganz großartig, ich bin nach ein paar Minuten genervt. Irgendetwas Modernes wird da gespielt. Töne, die aus meiner unmusikalischen Sicht nicht zusammen passen. Naja, über Geschmack lässt sich ja  streiten.
Dafür gibt es in der Kirche ein wunderschönes, modernes Taufbecken. Man könnte denken, es ist aus Eis gefertigt.
Nachdem ich kurz vor einem Hitzschlag stehe und auf Grund der Musik nervlich am Ende bin, hat Henrik Mitleid und wir verlassen die Kirche.
Wir gehen im Übrigen nicht auf den Turm, von dem man eine fabelhafte Sicht über die Stadt haben soll, weil dort eine Touristenschlange steht.
Ich hätte nie gedacht, dass Ende Februar so viele Leute Island besuchen. Die Stadt ist voll von Touristen und auch an den Hauptattraktionen der Insel sind immer viele Menschen. Damit hätte ich nie gerechnet.
Zurück zu unserem Stadttag. Als nächstes laufen wir zum Perlan, ein großer Warmwasserspeicher, der über der Stadt thront. Hier kann man eine Ausstellung besuchen und/oder, so wie wir, auf der Dachterrasse den Blick in die Stadt hinein genießen. Reykjavik dehnt sich ganz schön aus. Hier leben 6o% der rund 348.000 Einwohner Islands. Da die meisten Häuser maximal 5 Geschosse haben, ist die Stadt trotz der (für uns Berliner) geringen Einwohnerzahl, ganz schön groß.

Auf dem Weg zurück in die Innenstadt kommen wir an einem Fußballplatz vorbei. Wir überlegen, wo denn die isländische Nationalmannschaft trainiert und schauen uns den Platz näher an. Promt werden wir angesprochen und entführt. Der Zeugwart zeigt uns den ganzen Platz. Wir sind bei Valur gelandet, dem isländischen amtierenden Meister und Pokalgewinner. Der Verein ist wohl auch berühmt für seine Handballmannschaften. Hier spielte mal Dagur Sigurðsson (der ehemalige Trainer der deutschen Nationalmannschaft) und sein Bruder spielt hier immer noch. Nach einer halben Stunde Rundgang und vielen Informationen entlässt uns der Zeugwart wieder in die Freiheit.

Weiter geht es zum berühmtesten See Islands, dem Stadtsee der Hauptstadt. An dessen Ufer ist das Rathaus gebaut und man sollte unbedingt mal reingehen. Es gibt im Inneren ein großes Modell der Insel. Wenn man die Insel so als Ganzes betrachtet, fällt einem erstmal auf, wie besonders sie ist. 11% der Landfläche sind von Gletschern bedeckt, überall gibt es Vulkane und die Küsten sind ziemlich zerklüftet.
Langsam werde ich maulig. Mir tun die Füße weh. Ich habe Durst und Hunger, also gehen wir zum Konzerthaus Harpa und ruhen uns im Kaffee erstmal aus, bevor wir dieses Kunstwerk aus Glas bewundern.
Zum Abschluss laufen wir noch durch die Innenstadt mit ihren kleinen Läden. Alle bekannten Marken sucht man hier vergeblich. Es gibt keinen H&M, keinen McDonalds, keinen Burger King – das ist wirklich mal erfrischend.

 

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