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Toskana – Lichtspiele/ Teil 2

#34 Toskana – Lichtspiele / Teil 2
Lied zum Text: Danger Mouse & D. Luppi  “ Her Hollow Ways“

Wie versprochen, nehmen wir Euch beim zweiten Teil unserer Toskana-Reise mit nach Siena.
Macht Euch noch einen Cappuccino und mal kurz die Augen zu. Spürt Ihr die Sonne und den leichten Wind auf der Haut? Gut, dann seid Ihr bereit, mit uns Siena zu betreten.

Ich war als junge Frau, vor mehr als 20 Jahren, das erste Mal in Siena. Dieses Rot, dieser Platz „Il Campo“, diese Stadt hatten mich einfach umgehauen. Jetzt stehe ich zum zweiten Mal hier und finde es am Stadteingang erstmal etwas trist.
Zwanzig Jahre Erinnerungen haben die Stadt etwas schöner gemacht.
Es könnte aber auch daran liegen, dass heute der erste Tag mit Wolken und leichtem Nieselregen ist. „Egal, lass Dich auf die Stadt ein.“, sagt mein inneres Ich. „Sehe sie mit dem Anfängergeist und vergleiche nicht.“
Und tatsächlich. Das Gefühl von damals stellt sich langsam ein, um so näher wir dem „Il Campo“ kommen. Siena beginnt mich wieder zu faszinieren. Durch die engen Gassen kann man schon einen Blick auf den Torre del Mangia werfen und er weist uns den Weg ins Herz der Stadt. Noch einmal durch eine enge Gasse und dann liegt er vor uns – der schönste Platz Italiens. Er strahlt noch immer in Rot und die Häuser stehen immer noch im Halbkreis um ihn herum, wie in meiner Erinnerung. Wir schicken unseren Sohn auf den 102 Meter hohen Glockenturm und er bringt von dort tolle Fotos mit.
Henrik und ich bleiben auf dem Platz stehen, schauen den Touristen beim Posieren zu und versuchen, unseren Sohn oben auf dem Turm zu erkennen. Langsam verzieht sich der Niesel und die Sonne kommt hinter den Wolken vor, das Rot der Stadt wird noch intensiver.

Wir laufen ohne Ziel durch die Stadt, um am Ende doch vor der Kathedrale zu stehen. Mit ihrer reich verzierten Fassade aus weißem, rotem und grünem Marmor sieht sie wie aus einem Märchen aus. Wir setzen uns davor und staunen über die unglaublichen Fertigkeiten und Handwerkskunst der Menschen vor 800 Jahren. Es gibt sogar musikalische Untermalung von einer Zitterspielerin und einem italienischen Opa, der leise vor sich hin singt. Bald schauen wir gar nicht mehr auf die Kathedrale, sondern auf die Touristen, die versuchen, die besten, witzigsten, schönsten Fotos zu machen. Eine Asiatin versucht eine halbe Stunde genau vor unserer Nase mit ihrem Handy und dem Selfiestick DAS Selfie hinzubekommen – besser als ein Theaterstück.
Irgendwann lösen wir uns von dem Platz und steuern das nächste Café zur Stärkung an. Hier habe ich das gleiche Problem wie immer in Italien, ich möchte einen grünen Tee und werde weder in englisch noch auf italienisch verstanden. Mit Händen und Füßen und einigen weiterführenden Erklärungen („Ja, heißes Wasser.“) klappt es dann doch.

Nach der Pause sind unsere Füße immer noch pflasterfaul und wir verabschieden uns von Siena, um die Thermalquellen in Petriolo anzusteuern.
In der Toskana gibt es viele natürliche Thermalquellen und man kann kostenlos unter freiem Himmel in ihnen baden. Das wollen wir ausprobieren.

Ungefähr 30km von Siena entfernt liegt die Terme di Petriolo und am Flusslauf  kann man in 35°C warmen Wasser baden. Angekündigt wird die Quelle von einem „lieblichen“ Geruch nach Schwefel. Auch der Ort an sich hat etwas Skurriles. Man läuft eine sehr steile Böschung zum Flusslauf runter und dann sind dort kleine natürliche und angelegte Becken, in denen die Badenden liegen. Überall kommen Plastikrohre aus der Erde, aus denen das heiße Wasser in die Becken geleitet wird. Schön ist irgendwie anders. Klar gehen wir in die warme Brühe und werden von den Einheimischen beäugt. Ich weiß noch immer nicht, ob ich es jetzt schön oder nicht schön fand. Nach einer Stunde machen wir uns, erschöpft vom warmen Wasser und ziemlich nach Schwefel stinkend, auf den Rückweg.

Die nächsten zwei Tage bleiben wir mehr oder weniger auf „unserem“ Landgut. Wir laufen über die Felder, lesen, ruhen uns aus und erkunden Lajatico – unseren Ferienort.
Lajatico ist ein recht verschlafenes Örtchen, nur einmal im Jahr zieht es eine Menge Opernfans an. Andrea Bocelli ist hier geboren und veranstaltet ein Opernfestival im Teatro del Silenzio. Dieses liegt etwas unterhalb von Lajatico auf einer grünen Wiese inmitten der toskanischen Landschaft und diese bietet eine atemberaubende Kulisse.
Es ist bestimmt schön, wenn an lauen Sommerabenden die Opernarien über die Landschaft wehen.

Demnächst geht es hier weiter mit Teil 3 und Florenz, Pisa, Livorno und einer alten Burg.

 

 

 

 

 

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