Kalenderblätter

Oktober 2021 – Herbstfeuer

Die Sterne blinken durch ein paar Wolken hindurch auf uns nieder. Leise knackt das Holz im Feuer und einzelne Funken versuchen, mit den Sternen mit zu strahlen, doch Ihre Lebensdauer beträgt nur ein paar Sekunden.
Wir sitzen an der Feuerschale, die Vorderseite unserer Körper vom Feuer gewärmt, die Rückseite kalt von der Herbstnacht, auf unseren Gesichtern liegt ein Grinsen und eine leichte Melancholie hat unsere Seele erfasst.

Die langen Oktobernächte sind perfekt für einen Lagerfeuerabend. Es wird schon früh genug dunkel und es ist noch nicht so bitterkalt. Die Luft riecht nach nasser Erde, bunten Blättern und holzig warm. Eingekuschelt in einer Decke oder einer Jacke kann man die Wärme des Feuers genießen und das Gartenjahr noch um ein paar Stunden verlängern.

Erinnerungen

Als Kind fand ich es ganz toll, wenn wir im Herbst den Garten aufräumten, alte Pflanzen aus den Beeten entfernten, die Sträucher stutzten, das Laub zusammenharkten und am späten Nachmittag ein Feuer machten. Wir legten dann Kartoffeln in die Glut (und haben sie ganz oft vergessen) und manchmal gab es auch ein Würstchen am Stock.
Doch eigentlich ging es nur ums Feuer und seine hypnotische Wirkung. Kaputt von der Gartenarbeit starrte man einfach nur in die Flammen, es wurde kaum geredet und trotzdem fühlte man sich verbunden.

Wenn man dann richtig durchgeräuchert und das Feuer runtergebrannt war, kam das Beste: schnell unter die warme Dusche, den Dreck des Tages und den Rauchgeruch abwaschen und sich ins warme Bett kuscheln. Was für ein herrlicher Herbsttag.

Auch heute genieße ich die Abende am Feuer.
Laub verbrennen wir schon sehr, sehr lange nicht mehr und Kartoffeln haben wir auch schon ewig nicht mehr in die Glut gelegt, aber sonst ist fast alles so wie früher.

FreundeAbend

Vor wenigen Wochen feierten wir Henriks 50zigsten Geburtstag.

Wir hatten zu einer Gartenparty eingeladen und das Wetter zeigte sich genau an diesem Tag von seiner herbstlichsten Seite. Schon Tage vorher schauten wir immer wieder besorgt auf die Wettervoraussagen und hofften, dass diese nicht eintreten.
Doch gerade durch die schlechten Prognosen versuchten wir, die Party besonders gemütlich zu gestalten.

Wir stellten ein großes Zelt auf, den Grill ganz dicht daran (damit er ein wenig Wärme ins Zelt abgab), unsere Feuerschale stellten wir auch nah ans Zelt, so dass man sich im Notfall aufwärmen konnte.

Im Garten verteilten wir Kerzen und Lichterketten, im Hintergrund lief die Playlist, die wir Beide an einem gemütlichen Nachmittag erstellt hatten (unsere Lieblingslieder von 1971 -2021 „Henriks B-Day“) und noch bevor jemand da war, machten wir das Lagerfeuer an.

Und dann kam das Allerbeste – unsere Freunde – Menschen, die uns bereits einen großen Teil unseres Lebens begleiten.

Wir hatten keine Spiele vorbereitet, zu keinem Motto eingeladen, kein Überraschungsprogramm angedacht (das Alles passt auch nicht zu Henrik), wir wollten einfach nur die Zeit mit unseren Freunden genießen.

Es wurde ein wunderschöner, entspannter und gemütlicher Abend.

Am Ende der Party, zwischen Freunde verabschieden und noch ein paar Sachen wegräumen, (damit die Waschbären, Füchse und Mäuse nicht weiter feiern) stand ich in meinen Gedanken versunken am Feuer, schaute den Flammen zu und dachte über die letzten vielen wunderbaren Jahre nach, über das Glück, so viele wertvolle Menschen in unserem Leben zu haben und schon so unendlich viel Schönes erlebt zu haben.
Dabei machte sich in mir ein wenig Wehmut breit, weil doch schon ein gutes Stück herrliche Lebenszeit hinter uns liegt.

Daraufhin kuschelte ich mich an meinen Mann und dachte: “Komm, lass uns auch die nächsten 50 Jahre gemeinsam in vollen Zügen genießen“ und schon krachte ein Holzstück im Feuer und die Funken bildeten ein kleines Feuerwerk, dass meinen Wunsch in den Himmel aufstiegen ließ.

 

Wir überlegen, im Oktober eine Woche zu verreisen, vielleicht an die Ostsee. Wir wollen uns nochmal Wind um die Nase wehen lassen, ganz viel frische Luft atmen und hoffentlich Herbstsonne tanken, bevor die dunkle Jahreszeit beginnt. Zur Inspiration habe ich unsere Oktoberreisen „Alte Liebe Kühlungsborn“ und  „Ein ostdeutsches Ferienwochenende“ gelesen.

Wer noch mehr im Herbstgefühl schwelgen möchte, findet hier den Herbstlichtzauber und geht mit uns auf Pilzsuche.

 

2 Kommentare

  • Anders

    Ach Sylke, Du bist so süß.
    Liebe Grüße und Glückwünsche an Henrik zu seinem Geburtstag.
    So wie Du das erzählst, wünschte ich, ich hätte unter eine der Decken schlüpfen können und hypnotisiert in die Flammen schauen können.
    Und so kuschelten sie, bis das Feuer aus war. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann kuscheln sie noch heute.
    Ich wünsche Euch beiden noch mindestens 50 weitere Jahre und Abenteuer.
    Smack
    Christel

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