Kalenderblatt Dezember 2020
In unserem Wohnzimmer flackern die Kerzen, eine Tasse Tee dampft vor sich hin, Kekse stehen auf dem Tisch. Durch den Raum dudelt die Filmmusik von Drei Nüsse für Aschenbrödel. Ihr erratet es, es ist Dezember und alles könnte weihnachtlich gemütlich sein.
Schöne Momente im Dezember
Kekse backen
Papiersterne basteln
Das Strickzeug rausholen und etwas stricken
Drei Nüsse für Aschenbrödel schauen
Einen Schokoladenweihnachtsmann ganz allein essen
Selbst ausgepressten Orangensaft trinken
Und von außen betrachtet ist es auch ganz gemütlich. Auf jeden Fall, wenn man mein meckerndes Gemurmel nicht beachten würde und den Zustand, dass ich ganz allein im Wohnzimmer sitze.
Henrik hat sich ins Arbeitszimmer verzogen und lernt. Er LERNT lieber an einem Wochenende, als sich zum gefühlt 100-sten mal mit mir diesen Weihnachtsfilm anzusehen. Und unser Sohn ist seinem Zimmer verschwunden und spielt Ballerspiele.
Außerdem gehen sie mir jetzt lieber aus dem Weg, denn ich habe mal wieder mein Strickzeug vor geholt und wie Ihr bereits wisst (also wer schon länger hier unterwegs ist) – ich kann nicht stricken.
In jeder Zeitung steht im Moment, wie entspannt und Kreislauf-beruhigend Stricken ist. Und natürlich habe ich mich von dem Gelaber einlullen lassen und mein Strickzeug rausgeholt.
DOCH FÜR MICH IST DAS NICHT MEDIATIV.
Ich brauche, um überhaupt anfangen zu können, jedes mal ein YouTube Video, das mir das Aufnehmen von Maschen zeigt. Ich kann mir das nicht merken.
Auf die Idee zu kommen, Maschen zu zählen oder sich zu erinnern, ob man gerade linke oder rechte Maschen strickt, würde ich nicht kommen. So sieht dann auch mein Gestricktes aus – Katastrophe. Mit jeder Reihe, mit jedem wieder Auftrennen werde ich verzweifelter und saurer.
Der Grinch sitzt in unserem Wohnzimmer und der Grinch bin ich.
Im Sommer hat meine Mama mit mir häkeln geübt, ganz schlimm. Sie hat überhaupt nicht verstanden, warum ich es nicht verstehe. Ich habe eine Handarbeits-Legasthenie (es gibt wirklich kein Wort für Strickschwäche – bin ich vielleicht die Einzige?)
Irgendwann haben sich Aschenbrödel und der Prinz gefunden und reiten auf Ihren Pferden übers schneebedeckte Feld ihrer Zukunft entgegen.
Mein Strickzeug ist bis zum nächsten Jahr im Schrank verschwunden, diesmal hat der Handarbeitsanfall genau eine Stunde gedauert.
Meine Männer trauen sich zurück ins Wohnzimmer und zu mir.
Jetzt wird es doch noch gemütlich. Wir haben uns für den Dezember vorgenommen, gemeinsam alle Alien-Filme anzusehen. Nun ja, ich weiß natürlich schon, was Ellen Louise Ripley so passiert. Da kann ich doch nebenbei mal anfangen, Fröbelsterne zu basteln.
Als ich mir mein Bastelzeug zusammensuche, schauen mich meine Männer entsetzt an. Nach dem Grinch wird gleich ein bösartiges Alien in unser Wohnzimmer einziehen…
PS: Ich muss noch etwas hinterherschieben. Das Fröbelsterne basteln habe ich mir bereits im November beigebracht und es klappt mittlerweile ganz gut. Ihr müsst Euch also keine Sorgen um unseren Hausfrieden machen ;o).
PPS: Im Dezember überkommt mich schon seit vielen Jahren die Bastelmacke und das meiste davon wird nach ein paar Übungsanläufen wirklich gut. Aber auch das Meckern, das Fehler machen und alles in die Ecke pfeffern gehört für mich in diese Weihnachtszeit. Und so ein bisschen freue ich mich auch, wenn der Grinch oder das Alien aus mir rausbricht.
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2 Kommentare
Christine
Liebe Sylke,
da habe ich aber geschmunzelt…. Ja, ich kann dich gut verstehen – ich stricke und häkel seit meiner Kindheit und frage mich manchmal, wie die Menschinnen, die das nicht so früh gelernt haben, es per youtube oder Handarbeitsliteratur begreifen sollen…. Ich habe mich vor vier Wochen an Double face – Stricken herangemacht…. die Anleitung, die ich erworben hatte, war sauschwer zu verstehen – selbst für mich als alten Hasen…. – und mein lieber Karl musste meine zahlreichen Auftrennversuche mit erleben…. – schmunzel…. Tja, so geht’s dann einer Grinchin…. Jetzt habe ich das erste Werk in dieser Technik geschafft – Pulswärmer – und ich bin sau stolz…. – bis zur nächsten Masche, die verloren geht…. Liebe Grüße und eine schöne Adventszeit!
Sylke
Oh Christine da bist Du mir ja weit voraus, aber ich merke das Ärgern über Fehler/Auftrennen bleibt. Jedoch ohne diese Anstrengung würde man sich über das Endergebnis wahrscheinlich nur halb freuen.
Auch ich “stricke und “häkele” seit meiner Kindheit. Jedenfalls hat meine Mutter mir das immer wieder versucht beizubringen und in der Schule hatten wir sogar noch das Fach Handarbeit (das war nicht gerade mein bestes Fach). Ich bin da wirklich doof, traue mich jedoch jedes Jahr aufs neue ran.
Übrigens den Schal den ich letztes Jahr gestrickt habe, trägt heute unser Schneemann aus Holz. Ich lade mal gleich ein Foto am Artikel hoch.
Mach Dir eine schöne Weihnachtszeit. Ich freue mich schon auf nächste Jahr und neuen Kommentaren von Dir.