Grübeln über ...

Grübeln über – Fußball

Fußball
Fußball

Keine Angst, das wird hier kein Fußballartikel, in dem sich ein Laie (also ich) über die Fußballliga aufregt. Ich will Euch nur teilhaben lassen an meinen Wochenenden, die ich seit 7 1/2 Jahren auf Berliner Fußballplätzen verbringe.

Unser Sohn sagt: “ Seid Ihr fertig? Wir müssen los. Nun kommt doch mal.“ Wir, zwei verschlafene Zombies, stöhnen an einem Samstag um 7 Uhr nur leis vor uns hin.
Wieso muss ausgerechnet unser Sohn so gerne Fußball spielen?

Weder Henrik noch ich sind irgendwie fußballbegeistert. Ja, wir schauen die EM und die WM und fiebern dann auch ein wenig mit.
Aber sonst verband uns mit diesem Sport nix und dann kam unser Sohn, gerade 8 Jahre alt, auf die Idee, er möchte Fußball spielen. Und wir nur so „NEEEEIIINNNN!“
Nun stehen wir seit über 7 Jahren jedes Wochenende auf einem Fußballplatz.

Wir haben dadurch manche interessante Gegend von Berlin kennengelernt. Ecken, in die man sich nicht freiwillig begibt und die uns dann überrascht haben. Man kann zum Beispiel in Mahrzahn zwischen den Blocks wirklich nett eine Runde spazieren gehen. Wir wären auch nie auf die Idee gekommen nach Frohnau, Alt-Gatow, Zehlendorf oder in eine Eigenheimsiedlung in Tempelhof zu fahren. Es überrascht mich immer wieder, wie viele Fußballplätze es in Berlin gibt und auch wie unterschiedlich groß diese sind.
Die ersten Jahre habe ich immer gedacht, ich habe eine Wahrnehmungsstörung, bis mir jemand erklärt hat, die Größe von den Plätzen darf variieren. Das hat mir einen Arztbesuch erspart – alles in Ordnung mit meiner Wahrnehmung.
Ich habe gelernt, dass es an einem Sonntag um 8 Uhr selbst in Berlin nicht so einfach ist,  ein Frühstück zu bekommen. Auch das man nie richtig angezogen ist, ist eine Lernerfahrung, entweder hat man sich zu dick (im Sommer auf einem unbeschatteten Platz) oder zu dünn (im Frühling, Herbst und Winter immer) eingepackt.
Diese Kälte, die langsam von den Füßen in den Körper hochzieht, wird man den ganzen Tag nicht mehr los…

In den Jahren haben wir mit erlebt, wie sich die Jungs nicht nur spielerisch weiter entwickelt haben. Mittlerweile stehen da Männer auf dem Platz. Vor sieben Jahren waren das noch niedliche kleine Jungs, die sich auch während des Spiels bockig in eine Ecke gestellt haben, wenn es nicht so lief.  Heute pöbeln sie nur noch rum. Das Bockige fand ich viel süßer.

Vom Fußball habe ich bis heute keine Ahnung. Ich erkenne kein Abseits, sehe nie, wenn jemand Hand nimmt und nach der Halbzeit wundere ich mich manchmal noch, dass sie jetzt aufs falsche Tor spielen. Dafür schaue ich mir gerne die anderen Eltern und vor allem die Trainer an. Da wird richtig mitgegangen, oft auch viel zu viel. Da wird geschrien, gemeckert, beleidigt, vom Seitenrand Tipps zugerufen und sich unheimlich viel aufgeregt. So sehr aufgeregt, dass auch schon die Polizei gerufen wurde. Ich kam aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus.

Ich denke dann immer:  „Ist doch nur ein Spiel. Die Jungs haben Spaß und bewegen sich draußen – reicht doch. Muss da dringend jemand gewinnen?“
Für mich hat unser Sohn (und ich gebe es nicht gerne zu) gewonnen, in dem er sich vor so vielen Jahren für diesen Sport entschieden hat. Es hat seine Teamfähigkeit gefördert, er hat gelernt, mit Niederlagen umzugehen und vor allem er bewegt sich bei Wind und Wetter mindestens dreimal die Woche draußen.

Mein Interesse an diesem Sport ist durch die Spielleidenschaft meines Sohnes nicht gestiegen, aber ich hätte an den Wochenenden in den letzten sieben Jahren ganz viel, vor allem Zwischenmenschliches, verpasst.

Haben Eure Kinder auch eine Leidenschaft, für die Ihr Euch gar nicht begeistern könnt? Müsst Ihr am Wochenende auch früh raus und durch die Stadt fahren?

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