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Ein Roadtrip: Kapitel 6 – Hossegor

#64 Ein Roadtrip: Kapitel 6 – Hossegor
Lied zum Text: Juli „Perfekte Welle“

Bei unserem Roadtrip sind wir jetzt im coolsten Kapitel angekommen – im Surferparadies Hossegor.
Unsere Reise hat uns bisher durch wunderbare, französische Landschaften geführt. Immer an den langen und bildschönen Sandstränden der Atlantikküste entlang.
Eigentlich haben wir schon alle Superlative verbraucht und dann kommt Hossegor…

Auf dem Weg

Schon auf dem Weg von Arcachon hierher sind wir an einigen spektakulären Stränden vorbei gekommen. In Mimizan stehen wir nur ganz kurz am Strand. Ein Wolkenbruch und ordentlich Wind treiben uns ganz schnell zum Auto zurück.
Dafür genießen wir den kilometerlangen, menschenleeren Strand von Vieux-Boucau-les-Bains ausgiebig.
Himmel, Erde und Meer lassen sich hier nicht mehr von einander trennen. Alles verschwimmt ineinander und wir fühlen uns wie in einem surrealen Traum.

Die Dörfer entlang der Biskaya-Küste haben schwer gegen das Meer und vor allem gegen den Sand zu kämpfen. Jetzt in der Vorsaison sind einige Vorgärten und auch Häuser bereits im Sand verschwunden.
Sie werden demnächst wieder freigebuddelt, für einen unbeschwerten, heißen Feriensommer.

Hossegor

Am späten Nachmittag stehen wir dann zum ersten Mal an Strand von Hossegor.
Dicke Wolken ziehen über den Himmel, die Sonne ist nur als Silberstreifen am Horizont zu sehen. Wasserreich schlagen die hohen Wellen auf den breiten Strand. Ihre Gischt nebelt die Luft ein. In der Ferne erahnt man die hohen Berge der Pyrenäen.
Es ist Mitte März und im Wasser tummeln sich die Wellenreiter.
Mir fehlen die Worte, um auszudrücken, wie dieser erste Augenblick auf uns wirkt. Es ist so viel Wildes, Ursprüngliches in Form des Meeres und andererseits etwas ganz Weiches durch das Licht, was diesen Ort einzigartig macht. Dazu kommt die Lässigkeit und das Chillige der Surferszene.
Wir sind sofort verliebt. Ich habe Tränen vor Glück in meinen Augen und vielleicht auch ein wenig vom Wind.

Stundenlang schauen wir den Wellenreitern zu, können unseren Blick nicht von diesem urgewaltigen Meer lösen.
Die Wellen bei Hossegor können riesig werden. Durch einen Graben direkt vor der Küstenlinie gibt es eine lange, hohe Brandung. Keine Ahnung, ob das Meer hier am südlichen Rand der französischen Atlantikküste auch mal ruhig sein kann.
Im Moment sind die Wellen so zwischen 3 und 4 Meter hoch. Für uns riesig, für die Surfbegeisterten scheinbar normal, denn auch Kinder stürzen sich mit ihrem Surfbrett in die Fluten.

Am Abend, als uns der Wind kalt gepustet hat, gehen wir an der Hafenmole zurück zu unserem Hotel, durch einen Ort, der vom Surfsport lebt. Überall gibt es bunte Surfshops, relaxte Burgerläden und coole Cafés.
Der Ort ist teuer und verkauft nur noch den Schein eines freien, ungebundenen Hippiedaseins, aber das macht er gut. Gerade jetzt in der Vorsaison hat das nichts Aufdringliches oder zu sehr Gewolltes. Man kann noch den Fischerort erahnen, aus dem dieser Hotspot entstand.

Als wir im Hotel ankommen, übertrifft sich Mutter Natur nochmal selber und präsentiert uns einen grandiosen Sonnenuntergang.

Ausflüge

Kein Wunder, dass wir uns von diesem Ort nicht gleich wieder verabschieden wollen. Wir bleiben 3 Tage. Erkunden Bayonne – das Tor zum Baskenland und das mondäne Biarritz.
Wobei uns Biarritz mit seiner Lage am Meer, den vorgelagerten Klippen, den luxuriösen Villen und den Artdeco-Häusern um vieles besser gefällt.

Doch eigentlich sind hier die Städte und Dörfer nur Beiwerk, nur die Ausruh – und Ausblickplätze für das phänomenale Schauspiel des Meeres. Bis hin zur spanischen Grenze werden die Aussichten immer beeindruckender, das Tosen des Atlantiks immer lauter, die Wellen immer beeindruckender.

Diese Orte übertragen ihre Coolness auch gleich auf uns.
Nee, wir gehen nicht surfen, obwohl man beim Zuschauen schon Lust bekommt. Doch auch wenn hier alles traumhaft ist, muss man sich bei solchen Fantasien schon der Realität stellen.

Ich bräuchte Stunden, um mich in einen Neoprenanzug zu quetschen und lässig würde das auch nicht aussehen. Es wäre so eher der dicke, fette Robben-Look.
Das wäre mir eigentlich egal, aber wenn ich dann im Meer stehen würde und eine 3 Meter hohe Welle auf mich zurollt, würde ich meinen Angsthasen unter den Arm klemmen und sofort wieder raus rennen. Das Surfbrett dürfte das Meer als Opfergabe behalten.

Leider muss man für diese scheinbar entspannte Sportart seine Ängste überwinden, viel trainieren und eine Menge Lebenszeit in dieses Hobby stecken. Vielleicht und nur vielleicht wird man dann richtig gut, hat nicht mehr ständig Salzwasser in der Nase und nur noch wenige Schürfwunden vom Strand im Gesicht und am Körper.

Wir sind anders cool.
Zum Beispiel als wir uns in der Markthalle den berühmten Bayonne-Schinken, ein Baguette, Käse und Oliven besorgen und bei Windstärke 6 an der Mole ein Picknick machen (etwas von dem Essen ist sogar in unserem Mund gelandet).
Auch als wir uns am Sonntagnachmittag unter die Einheimischen gesellen und uns ein Rugbyspiel der untersten Amateurliga ansehen, finden wir uns cool.
Inmitten von ziemlich angetrunkenen Franzosen sitzen wir zwei Deutschen und schauen einem Spiel zu, dass wir nicht richtig verstehen.
Es wird ein lustiger und unvergesslicher Nachmittag.

Tschüss Frankreich

Nach den 3 Tagen Lässigkeit fahren wir weiter Richtung Spanien. Dabei streifen wir uralte Orte wie Saint Jean de Luz.
Hier hat der Sonnenkönig die spanische Prinzessin Maria-Theresia geheiratet. Noch heute zeugen einige Häuser, sowie die extra für diesen Anlass errichtete Kirche, von diesem geschichtlichen Höhepunkt.
Die Kirche erinnert uns im Inneren, mit ihren bunt bemalten Holzwänden an unsere Nordeuropa-Reise.
Hinter Hendaye, dem letzten Ort an der französischen Atlantikküste, verlassen wir Frankreich und begrüßen Spanien.

Im spanischen Kapitel unseres Roadtrips besuchen wir Bilbao, machen Halt in Santander und fahren entlang der Pyrenäen nach Andorra.

 

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