Ein Roadtrip: Kapitel 1 – Brügge
#59 Ein Roadtrip: Kapitel 1 – Brügge
Lied zum Text: Calvin Harris, Rag’n Bone Man „Giant“ ein wunderbares Roadtrip-Lied und so passend für meinen persönlichen Wunscherfüller.
Wir haben uns mal wieder einen Traum erfüllt – einen Roadtrip durch Frankreich. Diesmal hat uns nur unser Auto die fünf Wochen begleitet. Das Monster blieb zu Hause. Wir wollten einfach mal testen, ob man sich auch von Nacht zu Nacht und ohne große Planung in Hotels/Motels einbuchen kann. Und ja, das klappte richtig gut, war gar nicht so teuer wie wir dachten und gab uns eine große Freiheit beim Reisen. Kommt in den nächsten Wochen mit auf eine unglaublich schöne und ziemlich entspannte Reise entlang der europäischen Atlantikküste.
Bevor wir uns demnächst wieder ins Arbeitsleben stürzen, wollten wir nochmal an der Freiheit schnuppern und ziemlich schnell war klar, wir wollen die französische Atlantikküste abfahren.
Wir haben in Frankreich schon einige traumhafte Urlaube verbracht. Ob in der Provence, in Paris, im Languedoc oder auf unseren ersten gemeinsamen Roadtrip vor 24 Jahren in die Bretagne, immer waren wir angetan von diesem abwechslungsreichen, schönen Land.
Also packen wir Ende Februar das Auto voll und starten Richtung Westen.
Doch ehe es nach Frankreich geht, will ich unbedingt noch nach Brügge.
Ohne Monster im Schlepptau schafften wir die ersten 800 km an einem Tag und beziehen ein Hotel am Stadtrand.
Rundgang durch Brügge
Am nächsten Morgen starten wir unseren Rundgang durch diese mittelalterliche Stadt vom Parkplatz am Bahnhof.
Der Vorteil an diesem Parkplatz: man kann mit dem Parkschein den Bus in die Innenstadt kostenlos nutzen.
Wir nutzen unsere Füße und soweit ist es nicht, innerhalb von 8 min sind wir hinter der Stadtmauer und im Mittelalter gelandet. Die wuchtigen Türme des Notre Dame, der Sint Salvators Kathedraal und der berühmte Belfried weisen uns den Weg über das Kopfsteinpflaster ins Zentrum. Vorbei geht es an unzähligen, einen-gute-Vorsätze-vergessen-lassenen, himmlisch duftenden Schokoladenläden. Natürlich holen wir uns belgisches Konfekt als Wegzehrung.
Während die Schokolade auf unserer Zuge schmilzt, die Sonne über uns strahlt, die Stadt sich von ihrer schönsten Seite zeigt, kommen wir langsam in unserem Reisemodus an. Wir laufen nicht mehr, wir schlendern. Wir sehen nicht nur, wir beobachten. Wir nehmen nicht nur auf, wir fühlen.
So setzen wir uns mitten auf den Marktplatz, bewundern die Fassaden der Häuser, beobachten die Touristen, freuen uns an den einheimischen Müttern, die mit ihren Kindern den Frühlingstag genießen, schauen den Tauben bei akrobatischen Flugleistungen zu und bedauern ein wenig die Pferde, die in der Sonne stehen.
Etwas Geschichte
Nebenbei belesen wir uns. Im Haus gegenüber (Craenburg am Grote Markt ), haben die Bürger von Brügge im 15. Jhd. den römisch-deutschen König Maximilian für fünf Monate gefangen gehalten, weil er neue Steuern einführen wollte. „Hut ab.“ denken wir und überlegen, wo man in Berlin am Besten jemanden fest setzen kann, wenn er Blödsinn verzapft. Kommen aber ziemlich schnell zu dem Schluss, so viel Platz hat Berlin nicht, um alle wegzusperren.
Wir tauchen weiter in die Geschichte ein und das fällt in Brügge nicht schwer, man steht ja buchstäblich drin. Man kann sich vorstellen, wie die Tuchhändlern ihre Waren anpreisen und Brügge zu einer der führenden Handelsmetropolen Europas machen. In Gedanken kann ich Ritter durch die Gassen reiten sehen und auf den Kanälen Boote mit kichernden adligen Damen.
Jetzt sind die Boote voll mit Touristen. Völlig gesichtslose Menschen, da Kameras, Smartphones oder Tablets ihre Gesichtszüge verdecken.
Und ja, auch wir fotografieren viel, um die Schönheit ein Stückchen zu speichern, mitzunehmen und fürs Erinnern.
Wieder im Hotel
Nach ein paar Stunden sind wir kopfsteinpflastermüde und gönnen uns belgische Waffeln zum Kaffee und nach einigen weiteren Stadtkilometern gibt es noch Fritten. Dann kaufen wir uns Kirschbier und ein paar Kleinigkeiten fürs Abendbrot, bevor es ins Hotel geht.
Bei einem „Hotelzimmer-Picknick“ lesen wir uns durch den Film „Brügge – sehen und sterben?“. Diesen haben wir vor vielen Jahren zwar gesehen, aber das Meiste davon wieder vergessen. Ein wenig fühlen wir mit den Hauptprotagonisten: die Stadt ist wunderschön, doch auf Dauer wahrscheinlich etwas langweilig.
Kurz vor dem Schlafengehen beginnen wir mit einer Routine, die uns die nächsten 5 Woche begleiten wird.
Wir schauen, wo wir morgen hin wollen, was wir sehen möchten und wo wir schlafen werden, denn ein ganz klein wenig Planung brauche ich trotzdem. Aber mittlerweile nur noch von Tag zu Tag.
Im nächsten Kapitel geht es in die Normandie.