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Seensucht -Gardasee

#10 Seensucht – Gardasee
Lied zum Text: Materia  „Welt der Wunder”

Traumhafte Aussichten, kalte Nächte, dicke Burgmauern, unromantische Liebesplätze, richtig guter Cappuccino, schöne Autos, blauer Himmel, strahlende Sonne und türkisblaues Wasser stehen für unsere nächste Etappe. Uns zieht es zum Traumziel Gardasee.

Schon seit langer Zeit wollten wir an den Gardasee und haben es noch nie geschafft. Jetzt ist es soweit. Wir fahren am ersten ungemütlichen Tag in Ravenna los. Der Himmel ist wolkenverhangen, aber es regnet noch nicht. Kaum sind wir losgefahren, beginnt es zu stürmen. Das Land ist flach, kaum irgendwelche Bäume, sodass der Sturm richtig Fahrt aufnehmen kann. Natürlich denke ich gleich an den Zauberer von Oz. Ob wir mit unserem Monster die Hexe des Westens erschlagen können? Nein, wir heben nicht ab, doch die LKWs vor uns haben ganz schön zu kämpfen und viele halten auch an. Das Wetter begleitet uns die ganzen 200 km bis zum Gardasee. Der Wind beruhigt sich zum Glück ein bisschen.

Die letzten Kilometer versuchen wir, einen Blick auf den See zu erhaschen, aber er lässt sich einfach nicht blicken. Dann stehen wir vor dem Campingplatz in der Nähe von Lazise und da ist er. Eine riesige Wolkenwand hängt in den Bergen, es ist kalt und der See liegt wie aus Blei gegossen vor uns. Wir können den Blick gar nicht lösen, so schön ist es.

Dann kommt die 1. Überraschung: Der wirklich große Campingplatz ist gut gefüllt – alles Deutsche. Außerdem gibt es hier ein Animationsprogramm, einen Wasserpark, Restaurants und wer möchte, kann sich ein Privatbad zu seinem Stellplatz buchen. Wir kommen ja gerade von kleinen, fast leeren, nur von italienischen Familien besuchten Campingplätzen, für uns also ein Kulturschock. Wir suchen uns einen Platz in einer halb vollen Reihe, von dem wir auch den Gardasee sehen können.

Später bekommen wir mit, dass auch alle anderen Campingplätze rund um den Gardasee bereits gut besucht sind. Für den Sommer muss man bestimmt einen Platz vorbestellen.

Kaum stehen wir, fängt es richtig zu regnen an. Wir genießen es, uns ins Monster setzen, Heißwasser machen und Kaffee trinken zu können. Wir sitzen trocken, warm, gemütlich und hören dem Regen zu. Kaum sind wir fertig, scheint die Sonne. Also nichts wie raus und runter zum See.

Aus unserem kleinen Abendspaziergang in das altertümliche, von einer Burg und der Stadtmauer beherrschte Lazise werden 11km und wir fallen todmüde ins Bett.

Die Nacht war kalt, bis auf 12°C geht’s in unserem Wohnwagen runter. Unter unseren Decken geht’s, nur Aufstehen ist etwas ungemütlich. Doch die Sonne scheint und mit einem herrlichen Blick über den Gardasee frühstücken wir – haben wir es gut. Danach laufen wir nach Peschiera (wieder 12km hin und zurück). Es weht immer noch ein kühler Wind, die Wellen schlagen ans Ufer und wir fühlen uns wie am Meer und nicht wie an einem See. Es ist wunderschön und wir können uns gar nicht satt sehen an den phantastischen Ausblicken. Vor uns flaches, hügeliges Land und hinter uns die Berge, die sich in den See stürzen.

Peschiera ist eine kleine Hafenstadt, umgeben von einer unglaublich dicken Stadtmauer. Nett ist es hier, der Cappuccino schmeckt gut (Tee können sie hier nicht), wir schauen den Touristen zu, wie sie sich gegen den Wind stemmen. Uns zieht es nur langsam zurück zum Campingplatz. Immer wieder halten wir an, schauen aufs Wasser, in dem sich die Sonne glitzernd spiegelt. Zwischendurch gibt’s noch einen Fresh Sprizz und dann lassen wir den Tag langsam ausklingen.

Auf geht’s nach Torbole. Das Wetter wird immer besser und die Autofahrt auf der Gardesana (die Straße, die rund um den Gardasee führt), ist eine Fahrt zum Genießen. Hinter jeder Kurve ein noch schönerer Blick. Wir reden nicht viel, sondern bewundern, was die Natur hier geschaffen hat.

Wir haben an diesem Tag auch viel Glück. Es fahren nicht allzu viele weitere Autos. Nur in den Dörfern ist es etwas voller. Wir machen einen Zwischenstopp in Torri del Benaco. Wieder eine Burg, wieder ein malerisches Hafenstädtchen, wieder ein hervorragender Cappuccino. Schön, einfach nur schön.

In Malcesine ist es uns fürs Anhalten etwas zu „voll“ und wir fahren gleich weiter. Die ersten Tunnel durchfahren wir und fühlen uns selbst hier schon ein wenig wie James Bond ( ja, ja ich weiß, „Ein Quantum Trost“ ist auf der anderen Seeseite gedreht worden). Dann sehen wir die ersten Surfer und wissen, wir sind am Nordufer angekommen. Wir fahren hoch nach Nago und laufen nach Torbole runter (nachher auch wieder hoch, ächz). Mit uns parken in Nago Freeclimber und Kletterer. Wir machen da lieber die leichte Tour ins nächste Kaffee (150m runter auf 2km Länge).

Der See wird hier auf 3 Seiten von den Bergen begrenzt, auf denen teilweise noch der Schnee liegt. Himmel und See versuchen sich in den Blautönen gegenseitig zu übertreffen. Das Wasser ist klar und 1000 Diamanten glitzern darauf. Wir haben ein Paradies gefunden und nehmen es tief in unsere Seele auf.

3 Kommentare

  • Gabi

    Es ist toll eure Reise mit zu verfolgen.Vielen Dank dafür und die tollen Bilder sind einfach super.Weiterhin eine gute Reise für euch. Lg

  • Erni

    Hallo Sylke,
    heute willich mich auch mal melden.Ich bin ja von Deinen Berichten und der Art wie Du sie schreibst, sowas von beeindruckt. Ich konnte gar nicht aufhören zu lesen und wollte, dass es immer weiter geht. Hut ab, liebe Sylke. Dieter und ich waren vor über 20Jahren auch am Gardasee und Du hast unsere Erinnerungen voll aufgefrischt.
    Vielen Dank und weiter so. Liebe Gruesse an Dich und Deinen Helden Henrik

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