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Palma de Mallorca – Ein Stadtbummel

#56 Palma de Mallorca – Ein Stadtbummel
Lied zum Text: Bosse „Alles ist jetzt“

Mein Atmen geht nur noch keuchend, mein Herz springt mir aus der Brust und der Anstieg nimmt immer noch kein Ende. Erst als meine Füße gegen eine Treppe stoßen, blicke ich wieder auf. Wir stehen vor unserem Ferienhaus. „Oh, wie hübsch“ ist das Erste, dass mir durch den keuchenden Kopf geht. Die letzten Stufen sind mit der Vorfreude im Bauch schnell genommen und schon stehen wir auf der Terrasse und blicken über das funkelnde Lichtermeer von Palma.

Unsere Ferienwohnung klebt an einem Berg der Bergkette Na Burguesa im niedlichen Dorf Genova. Der 10 minütige Aufstieg von der Bushaltestelle bis zur Ferienwohnung ist eine Powereinheit für mein Herz-Kreislaufssystem, doch der Ausblick aus unserem tollen Haus auf Zeit ist Belohnung für diese Strapaze. Wir können von hier über die Bucht von Palma schauen, jeden Morgen der Sonne beim Auflecken des Nebels zusehen und am späten Nachmittag die rosa Wolken über Palma bewundern, bevor sich die Stadt in ein Glitzermeer verwandelt.

Mal wieder Malle

Nach über 10 Jahren sind wir mal wieder auf Mallorca gelandet. Es ist Ende November und in den nächsten 10 Tagen scheint fast immer die Sonne und wir haben um die 20°C. Für uns nimmt der Sommer dieses Jahr wirklich kein Ende.

Eigentlich wollten wir uns ein paar Tage ein Auto mieten und über die Insel düsen, aber wir verwerfen diese Idee schnell und probieren uns an Palmas öffentlichen Verkehrsmitteln.
Wir haben ja Zeit. Die Busfahrten sind mit 1,50 € pro einfache Fahrt ganz preiswert und bringen uns durch die ganze Stadt. Außerdem haben wir auf unseren vorigen Urlauben die Insel bereits entdeckt. Diesmal ist Palma dran und in dieser Stadt kann man wirklich mehr Zeit verbringen, als nur einen halben Tag (wenn man keine Lust mehr auf Strand hat oder das Kreuzfahrtschiff für ein paar Stunden hier hält).

Im November ist die Insel entspannt, wenige Touristen sind unterwegs, die Einheimischen grüßen auch uns Fremde wieder freundlich, die Temperaturen sind Stadtbummel tauglich  und die Sonne legt über Alles ein wunderbares goldenes Licht. Wir fühlen uns hier rundum wohl.
Und so tauchen wir ein in diese alte Stadt. Wir bummeln durch die engen Gassen, während wir an dem Orangeneis in unseren Händen lecken. Vieles erinnert uns an Barcelona, angefangen mit den schönen Jugendstilfassaden der Häuser bis zu den Säulen in der Seehandelsbörse, die in uns Bilder von der Sagrada Familia auftauchen lassen.
Palma ist wirklich schön und lecker.
Wir essen Tapas in den Markthallen der Stadt, kaufen uns mallorquinischen Käse, spanische Wurst, Oliven und machen ein Picknick auf unserer Terrasse und immer wieder gibt es zum Kaffee eine köstliche Zitronentarte.

La Seu

Der schönste Platz in Palma ist für uns der Parc de la Mar mit dem Blick zu La Seu – der Kathedrale. Wir können uns gar nicht satt sehen an diesem Blick auf die Kirche. Im Laufe der nächsten Tage wird La Seu ein Orientierungspunkt bei unseren Stadterkundungen. Ob von der Marienstatue auf unserem Hausberg Na Burguesa oder der Platja de Palma oder vom Castell de Bellver, immer wissen wir – Dank ihr – wo das Zentrum ist.
Natürlich gehen wir auch rein und lassen die bunten Lichtpunkte, die die Sonne durch das 90 qm große Rosettenfenster auf die Innenwände projiziert, auf uns wirken.
Auch ohne Reiseführer erkenne ich Gaudis Handschrift am Baldachin in der Hauptkapelle. Rechts daneben lassen wir uns in der Petruskapelle von Barceló in seine Unterwasserwelt entführen.
In den angrenzenden Museumsräumen kommen wir mit einem älteren Mann aus Bayern ins Gespräch, aus dem die ganze Enttäuschung über „seine“ skandalträchtige Kirche spricht: „Alles Verbrecher, Lügner und auch nicht besser als die großen, korrupten Firmen. Jahrelang haben sie uns betrogen.“ Aufgewachsen ohne die kirchlichen Ideologie, sehe ich die Kirche als Bewahrer von Kunstwerken (wie hier in La Seu) und Geschichtenerzähler. Durch die fehlende Nähe, fehlt mir auch die Wut und der Zorn, doch ich kann den Mann und seine Enttäuschung gut verstehen.
So verlassen wir nachdenklich dieses großartige Bauwerk.

Ausflüge

Zwischen unseren Stadtbummeln verbringen wir Ausruhtage am Strand der Cala Major mit Blick auf den Marivent Palast (das Feriendomizil der Königsfamilie). Außer uns sind nur ein paar Surfer am Strand, der im Sommer bestimmt megavoll ist. Vom kleinen Strandcafé beobachten wir die Surfer und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Es ist fast Dezember und wir sitzen im T-Shirt in der Sonne. Uns geht es so gut.

Einen Tag fahren wir mit dem Roten Blitz (einer alten Eisenbahn) von Palma nach Sòller, weiter geht es dann mit der Straßenbahn zum Port Sòller. Auch hier sind kaum Touristen unterwegs und die meisten Geschäfte geschlossen. Ein paar Bars haben  jedoch offen und so bekommen wir unseren obligatorischen Pausen-Tee und ein paar Tapas, bevor wir in die Stadt zurücklaufen.  Die ca. 7 km gehen wir durch Olivenhaine, vorbei an Orangen-, Zitronenbäumen, begleitet vom Gebimmel der Schafsglocken und immer mit Blick auf die Berge der Serra de Tramuntana. So paradiesisch, wie es sich anhört, ist es auch.

Ballermann ganz leise

An einem anderen Tag lassen wir uns mit dem Bus bis S‘ Arenal fahren. Von dort laufen wir die über 11 km zurück nach Palma.
Wir waren noch nie hier – am legendären Ballermann.
Jetzt, am Ende des Jahres, haben fast alle Hotels zu, die meisten Geschäfte sind verrammelt, der Strand gehört uns und den Bergen an angeschwemmten Algen.
Als wir Appetit auf ein Eis bekommen, finden wir erst nach langem Suchen einen offenen Supermarkt. Ab und zu kommen uns ein paar Radfahrer auf der Promenade entgegen. Wenn die nicht wären, könnte man hier einen apokalyptischen Film drehen.
Schön ist anders. Wir finden keinen Gefallen an dieser künstlichen, abgehalfterten Touristenhochburg. Die Platja de Palma wird uns so schnell nicht wieder sehen, aber wir haben es jetzt selbst erlebt und können uns unsere eigene Meinung bilden.

Umso näher wir Palma kommen umso netter wird es. Hinter Can Pastilla beginnt das Naturschutzgebiet Es Carnatge und ab hier wird der Weg richtig schön. Fast dörflich wirkt Palma an der Cala Gamba. Hier sind auch wieder mehr Menschen unterwegs, die wie wir den Sonnenuntergang in der Bucht von Palma genießen.

Ausblicke

Überhaupt- Ausblicke genießen, das ist in Palma einfach. Ob aufs Meer, die Stadt und auf die Berge, immer gibt es was zu sehen. Vom Castell de Bellver hat man einen herrlichen Blick über die gesamte Stadt. Diese komplett runde Burg sollte man sich bei einem Palma-Besuch nicht entgehen lassen. Besonders der große Turm hat etwas märchenhaftes. In meiner Phantasie kämpfen Ritter und Drachen um die hübsche Prinzessin.

Auch von der Marienstatue an unserem Ferienhausberg in Genova hat man einen herrlichen Blick. Wir laufen den Berg dazu gemächlich hoch, immer vorbei an riesigen Villen und Gärten mit Orangenbäumen. Im Wald hinter dem Aussichtspunkt (wo es im Sommer ein Café gibt), trauen wir uns nicht. Es ist Jagdsaison auf Mallorca und in diesem Wald scheint jemand mit einer Schnellfeuerwaffe auf die Vögel, Kaninchen und/oder Touristen zu schießen.

Einen ganz besonderen Ausblick gibt es bei unserem Abflug aus dem Flugzeug. Wir überqueren die ganze Insel und im Hintergrund geht langsam die Sonne im Meer unter. Etwas wehmütig verabschieden wir uns von Mallorca und werden diesmal nicht so lange mit dem Wiedersehen warten.

Tipps:
  • öffentliche Verkehrsmittel nutzen: Die öffentlichen Verkehrsmittel sind in Palma preiswert und bringen einen innerhalb der Stadt überall hin. Alle wichtigen Infos dazu findet ihr hier.

    Warten auf den Bus
  • Roter Blitz: Mit dem Roten Blitz (dem Orangenexpress) von Palma nach Sóller fahren ist ein echtes Erlebnis. Allein die historischen Waggons sind sehenswert. Die Bahn rumpelt und rattert eine Stunde durch die mallorquinische Landschaft und durch 13 Tunnel. Oberhalb von Sòller gibt es einen Aussichtspunkt mit einem herrlichen Blick in die Serra de Tramuntana. Im wunderschönen Jugendstil-Bahnhof von Sóller kann man sich Bilder von Miró und Picasso ansehen. Den Fahrplan und die Preise gibt es hier

    Roter Blitz
  • Castell Bellver: Von der Burg gibt es herrliche Ausblicke über Palma. Besonders schön soll der Blick zum Sonnenuntergang sein. Damit man auch das Gefühl hat, sich die Burg erkämpft zu haben, kann man mit der Buslinie 46 bis zum Plaza Gomilla (Haltestelle 62) fahren und sich dann Stufe für Stufe den Berg hochkämpfen. Dreht Euch dabei immer mal wieder um und genießt die Aussichten. Am Sonntag ist der Eintritt in die Burg frei.

    Blick über Palma von Bellver
  • La Seu: An der Kathedrale kommt man nicht vorbei. Vom Parc de la Mar ist sie in ihrer ganzen Pracht zu bewundern. Übrigens, hier gibt es auch ein Wandbild von Miró. Besonders abends, wenn die Lichter langsam angehen, ist La Seu besonders schön.

    La Seu – so schön
  • Rathaus auf der Plaza de Cort: Schaut mal am Rathaus auf der Plaza de Cort vorbei, hebt den Kopf und schaut zu den geschnitzten Köpfe auf, die auf Euch runterschauen. Im Rathaus gibt es auch eine schöne Bibliothek.

    Plaza de Cort
  • Markthallen besuchen: Geht unbedingt in eine der Markthallen. Wir waren in der Markthalle an der Plaza l‘ Olivar. Besonders die Fischhalle ist hier sehenswert. Ganz wichtig bei einem Markthallenbesuch: Tapas essen.

    Markthalle
  • Und bei Regen?: Kann man auch mal Shoppen gehen zum Beispiel im Mallorca Fashion Outlet (hier kommt man ganz bequem mit der Bahn hin) oder ihr fahrt mit dem Bus ins Shopping Center am Porto Pi. Hier gibt es auch ein kleines Café mit einer unglaublich guten Lemontarte und im Untergeschoss einen großen Einkaufsmarkt mit einer großen und furchtbar leckeren Käse- und Wurst-Auswahl. Ansonsten kann man natürlich auch durch all die Läden in der Innenstadt von Palma bummeln.

    Lemontarte
  • Und noch was zum Träumen: Wenn ihr Eure Phantasie spielen lassen wollt, geht zur gotischen Seehandelsbörse Llotja und vor allem hinein. Außer dem großem Raum, den Fenstern und den Säulen gibt es nicht viel zu sehen, aber Eure Phantasie kann das Alles füllen. Mein Kopf hat ganze Märchen durchgespielt. Schaut Euch auf jeden Fall auch den arabisch anmuteten Garten hinter dem Gebäude und die vielen tollen Jugendstilhäuser drum herum an.

    Seehandelsbörse – lädt zum Träumen ein
  • Vergesst nicht: Orangeneis zu essen; Euch einen Strand zu suchen (wir empfehlen für November die Cala Major mit ihrem netten Strandcafé); einfach nur in einem Café oder einer Tapasbar zu sitzen und die Leute zu beobachten; und die Sonne zu genießen.
    Adios!

     

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Kommentar

  • Kathrin

    Hallo Ihr beiden Reisenden, wunderbare Erinnerungen an Palma!! Wir beide finden die Stadt und die Kathedrale auch wunderschön. In der Kathedrale kann man wunderbare Entdeckungen machen und sie ist wirklich aus allen Blickwinkeln von der Stadt aus zu sehen und dabei so dicht am Meer. Wir haben uns in den kleinen Gassen und Cafes auch sehr wohl gefühlt. Interessant auch Euer Vergleich zu Barcelona, den können wir auch bestätigen. Liebe Grüße Kathrin unnd Klaus

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