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Musikreise

#53 Musikreise
Lied zum Text: Mando Diao „Dance with somebody“ 

Es war mal wieder soweit, am zweiten Septemberwochenende sind wir ins Musikland gereist. Zum vierten Mal haben wir das Lollapalooza in Berlin besucht. Ein Wochenende voll mit fröhlichen Menschen, guter Musik, tanzen bis die Knie schmerzen, Schattensuche, Sonnenuntergängen, schönen Ausblicken – ein Festivalwochenende voller  Leichtigkeit.

Ihr wisst es ja, wir lieben Musik!
Viele Jahre habe ich auf Henrik eingeredet: “ Ich möchte mal zu einem Festival.“
Er schaute mich immer nur mitleidig an und sagte: „Denk an die Sanitärsituation. Willst DU etwa in einem Zelt zwischen lauter besoffenen Teens schlafen? Was ist, wenn es nur regnet, dann sehe ich schon die Stresserella in dir erwachen. Außerdem sind da Tausende von Menschen um Dich herum, die ganze Zeit.“ Das war noch lange, bevor wir das Monster besaßen und meine Ansprüche, gerade an Toiletten, noch relativ hoch waren.

Irgendwann überholte uns unsere Tochter  und ging aufs Helene Beach Festival, Rock am Ring und Rock am Park.
Meine Festival-Träume zerplatzen jedes Mal, wenn sie nach Hause kam. Zwar glückselig lächelnd, aber meistens starr vor Dreck oder Matsch. Wenn sie dann von Dauerregen oder Sonnenbrand, Ravioli aus der Büchse, von Leuten, die dir vors Zettel kotzen, von Katzenwäsche mit eiskaltem Wasser erzählte, fühlte ich mich dafür einfach bereits viel, viel zu alt.

Und dann? Dann kam das Festival zu uns. Mein Herz machte nicht nur einen Hüpfer, es hopste aufgeregt auf und ab, als es damals hieß, dass legendäre Lollapalooza will nach Europa und dort ausgerechnet nach Berlin.
Kaum gab es die Karten, da hatten wir sie schon.

Mein erstes Festival im Alter von 40 Jahren fand dann auf dem Tempelhofer Feld statt. Gerade über den ersten Tag wurde damals viel gemeckert und ja, ich erinnere mich an eine katastrophale Toilettensituation (die man am 2. Tag komplett im Griff hatte), aber es war für mich so unglaublich schön. Hintereinander großartigen Musiker zu zujubeln, sich in die Sonne zu setzen und den oft kurios zurecht gemachten Festivalbesuchern zu zusehen, durchs grüne Kiez zu schlendern, Akrobaten zu bewundern, mit vielen Menschen friedlich zu feiern, zu singen und zu tanzen, das war genau das, was ich mir von einem Festival immer erträumt hatte und das Lolla machte alles wahr.
Gerade beim 1. Lolla war das Lineup wie für uns gemacht. Wir sangen mit SEEED die Berliner Hymne „Dickes B.“, machten „RemmiDemmi“ mit Deichkind, grölten „Hey Joe.“ bei den Beatsteaks, trauerten mit Sam Smith zu „Lay me down“, waren ganz angetan von Parov Stella, tanzten mit 300 anderen bei Kygo (dieses Jahr war es zig tausende) und brannten mit Muse und Macklemore ein Feuerwerk ab.

Ein Jahr später waren wir schon etwas routinierter, als es dann in den Treptower Park zum Feiern ging. Ich erinnere mich an ein heißes, staubiges Wochenende unter großen Platanen und dem bisher schönsten Lollapalooza- Feeling. Im Mitten des Grüns kam die Hippie-Atmosphäre des Festivals am Besten zum Tragen. Bis heute liegt dieses Wochenende in einem Weichzeichner-Filter in meinem Kopf ab. Die Besucher tanzten den märkischen Sandboden lose und der Staub legte sich in jede Pore meines Körpers. Zum Teil konnte man die Bühnen nicht mehr erkennen, weil so viel Dreck in der Luft lag. Zwei Tage hatten wir Spaß mit Major Lazer, Philipp Poisel, Milky Chance, den Beginnern, Years and Years, Jess Glynn, Bilderbuch, Alle Farben, The Chainsmokers und vielen mehr.

Vor einem Jahr vermieste uns fast die Anfahrt das Vergnügen. Zum ersten Mal kam auch ich ins Meckern. Die Rennbahn Hoppegarten war der Austragungsort und das Hinkommen einfach nur furchtbar. Über 2 Stunden brauchten wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bis dahin und über 6 km legten wir zu Fuß zurück, weil nichts fuhr. So waren wir schon erschöpft, bevor wir lostanzen konnten.
Als wir endlich da waren, war die schlechte Stimmung aber sofort weg. Die Beatsteaks groovten uns ins Festival und ab da war es einfach nur gut. Tolle Künstler wie London Grammar, Annenmaykantereit, Georg Ezra, Wanda, Alma, Marshmello und viele andere versüßten uns die zwei Tage. Zwei Auftritte sind bis heute Gänsehautmomente in meinem Konzert-Gedächtnis. Zum einen die FooFigherts (wer in unserem Alter ist nicht in Dave Grohl verliebt?) und Materia. Seine Konzerte machen eigentlich immer Spaß, doch dieser Auftritt war legendär.

Und dieses Jahr ging es in den Olympiapark.
Das Festival ist Erwachsener geworden. Die An- und Abfahrt lief problemlos, es gab genug Toiletten, die Mülltonnen wurden regelmäßig geleert, es gab unzählige Essensstände und wie in den drei Jahren zuvor, hatten wir das allerbeste Wetter.
Das Olympiagelände ist ein wunderbarer Festivalplatz und wir freuen uns, dass das Lolla jetzt vielleicht einen festen Veranstaltungsort in Berlin gefunden hat.
Es war ein sehr entspanntes Musikwochenende für uns. Nachdem wir die Gegend erkundet hatten, setzen wir uns zwischen die beiden Hauptbühnen und mussten uns nicht mehr groß bewegen (außer zum Tanzen). Unsere beiden Kinder verschwanden öfters im Mosh Pit und wir beiden „Alten“ tanzten unser eigenes Ding. Caspar, Dua Lipa, K.I.Z., Raf Camora heizten uns ordentlich ein. Beim Berliner Kneipenchor sang ich jedes Lied lautstark mit und bei Freundeskreis war ich von der Band, wie auch von mir ganz fasziniert. Von der Band, weil Max Herre und co. es nach über 20 Jahren immer noch richtig gut verstehen, die Leute mitzunehmen und von mir, weil ich noch jedes Lied mitsingen kann.
David Guetta und Kygo hörten wir nur aus aus dem Olympiastadion dröhnen und lasern (die Lichtshow war bombastisch) und am Ende schaukelte uns Trettmann selig nach Hause.
Schön war’s! Bis bald Lolla! Im nächsten Jahr sehen wir uns wieder.

Was nimmt man auf ein Festival in der eigenen Stadt mit:

– am ersten Tag die Ausweise und das Ticket
– Geld braucht man nicht, vorher den FestivalAccount aufladen
– Ohrenstöpsel
– eine klitzekleine Flasche Sonnenschutz
– Taschentücher (auch als Klopapierersatz und/oder zum Hände abtrocknen, als Serviette)
– leere faltbare Trinkflaschen (es gibt Wasserspender auf dem Gelände)
– eine dünne Decke oder ein großes Tuch zum Relaxen
– ein Longsleeve falls es abends kälter wird
– Das war es.

… und Nachts geht es unter die eigene Dusche und ins eigene Bett.

 

 

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