Kalenderblätter

Januar 2021: Nudelliebe

Nudelliebe :

In diesem Jahr habe ich mir gedacht, ich schreibe in den Kalenderblättern über Sachen, die mich glücklich machen und mir ein wohliges Gefühl geben.
Und was passt in diesem grauen Monat besser als eine große Portion Nudeln.
„Äh?“ werdet Ihr Euch fragen “ Wie kann Sie nach der ganzen Völlerei im Dezember schon wieder an Essen denken?“

Ok, ich gebe Euch recht. Am Anfang des Jahres ist mein Hunger auch nicht allzu groß. In den ersten Tagen kreisen meine Gedanken auch um Fasten, Detox und Diäten – einfach dem Bauch etwas Verdauungsruhe gönnen. Nach den freien Tagen habe ich sogar die Energie, unsere Ernährung umzustellen. Keine Kekse, kein Süßkram, keine opulenten Menüs – dafür wieder mehr Gemüse und Obst.
Doch nach einigen grauen Tagen und im Dunkeln aufstehen, zur Arbeit gehen und im Dunkeln wieder nach Hause kommen, sinkt mein Fröhlichkeitspegel rapide und dann helfen mir Spaghetti und co. besser als jede Tafel Schokolade.
Henrik widerspricht gerade ganz energisch, ihm hilft Schokolade – immer. Aber die haben wir nun mal gerade aus unserem Haushalt verbannt, da müssen auch für ihn die Nudeln reichen.

Schon als Kind gab es für mich kein besseres Essen als Spaghetti. Zu meinem Bedauern gab es die nicht allzu oft, da mein Vater lieber ’ne Kartoffel wollte.
Sobald ich über den Herdrand schauen konnte , habe ich mir selber welche gekocht. Erst gab es Nudeln mit Ketchup (auch heute mache ich mir gerne auf den letzten Rest Pasta eine Portion Ketchup und bin sofort wieder 8 Jahre alt).

Dann hat meine Mama mir gezeigt, was man mit den Nudeln vom Vortag machen kann. Eine Zwiebel mit Butter in der Pfanne anbraten (vielleicht auch etwas Knoblauch), etwas Thymian dazu, dann die Nudeln rein und etwas anbraten lassen. Dieses Mittagsessen hat mich meine gesamte Schulzeit begleitet. Immer in abgewandelter Form, mal habe ich Rosmarin genommen, manchmal Schinken mitgebraten und Käse drüber gestreut.

Zum Glück isst Henrik Nudeln genauso gerne wie ich (wobei – um so älter wir werden umso weniger stehen sie auf unserem Speiseplan). Die ersten Jahre unseres Zusammenlebens gab es bestimmt viermal die Woche irgendwelche Pasta. Damals gerne auch mit selbstgemachten Nudeln.
Ich glaube zwischen Älterwerden und Spaghettiverzehr gibt es eine abfallende Kurve, denn umso älter wir werden, umso mehr nimmt unser Nudelverbrauch ab oder wird durch Asiavarianten ersetzt (so ein selbstgemachter Glasnudelsalat oder eine Pho-Suppe … – mmmh).

Kommen wir aber zurück auf die ganz grauen Tage. Wenn mir die Welt also über den Kopf wächst, gibt es Nudeln.
Im Januar natürlich mit Gemüsesoßen.
Zum Beispiel Vollkornspaghetti mit Zucchini – Gorgonzolasoße oder Farfalle mit Tomaten, Rucola, Parmesan und ganz viel Balsamicoessig oder Spaghetti mit Linsenbolognese oder mit Spinat-Knoblauchsoße oder oder oder…

Aber wenn es ganz schlimm wird, hilft nur eine richtige Portion Bolognese. Und ja, die muss mit der guten Tüten-Variante angerührt werden und eine ordentliche Portion Käse muss mit rauf. Sobald ich die erste Portion auf die Gabel drehe, bewegen sich mein Mundwinkel schon etwas nach oben. Mit rot verschmierten Mund und meistens einem Bolo-Klecks auf dem Pullover räume ich – nach diesem Wohlfühlessen wieder mit der Welt im Einklang -meinen Teller in den Geschirrspüler.

Was bei mir gar nicht geht sind süße Nudeln. Bei dem Wort Milchnudeln schüttelt es mich schon beim Schreiben. Auch gebratene Nudeln mit Ei und Zucker sind ganz schrecklich. Sehr zum Bedauern von Henrik, der damit Kindheitserinnerungen verbindet und diese seit 28 Jahren bei mir nicht bekommt.
Aber wenn er so ne Sehnsucht danach hätte, könnte er sie sich auch selber machen. Auf meine Nudeln kommt auf jeden Fall nichts Süßes – sondern ganz viel Käse.

Wer im Januar auch mein paar Nudeln als Nervennahrung braucht, hier kommt unser

Zucchini-Gorgonzola-Rezept:

500 g Vollkornspaghetti (es geht auch jede andere Nudel)

3 kleine Zucchini
3 Knoblauchzehen
etwas Olivenöl
300g Gorgonzola
150g saure Sahne
wenig Brühe
Parmesan

Während Ihr das Wasser für die Nudeln zum Kochen bringt:
– die Zucchini in grobe Würfel schneiden (muss gar nicht schön aussehen)
– den Knoblauch schälen und auch grob würfeln (kleiner Tipp zum Schälen: ungeschälte Zehe fest auf ein Brett drücken, dann geht die Schale ganz leicht ab)
– Beides kurz in einem Topf mit Olivenöl anbraten

Sobald die Nudeln in den Topf wandern:
– ein wenig Brühe auf die Zucchini-Knobi-Würfel geben und etwas Kochen lassen
– Gorgonzola grob in die Mischung reinschneiden, schmelzen lassen und dabei umrühren
– wenn der Gorgonzola geschmolzen ist, alles mit einen Pürierstab grob pürieren
– jetzt noch die saure Sahne unterrühren und würzen mit Salz, Pfeffer und wer will mit Muskat*

-Ach und während der ganzen Soßenarbeit nicht die Nudeln vergessen.

Zum Schluss die Soße über die Nudeln geben und mit Parmesan bestreuen.
Wir machen gerne noch etwas Chiliflocken mit rauf oder Grünen Knoblauchpfeffer.

Übrigens das Essen bekommt auch Henrik ohne Rezept hin, und der kocht gar nicht gerne.

*sobald ich die Muskatnüsse zum Würzen aus dem Schrank hole, sagt Henrik: “ Jetzt will sie mich vergiften.“
Jedes Mal seit 28 Jahren, gefolgt von meinem Augenrollen. Bis jetzt hat er jedes Essen mit Muskat zum Glück überlebt.

Wer die Kalenderblätter 2019, 2020 lesen will, einfach auf die Jahreszahlen klicken. Auch 2018 habe ich schon über den 1. Januar gegrübelt.

 

 

 

 

 

 

 

2 Kommentare

  • Christel

    Liebste Sylke,
    während Du von Deiner Liebe zu Nudeln erzählt, sitze ich gerade vor einem Teller selbstgemachter Lasagne, vegetarisch und mampfe vor mir hin.
    Wenn ich an Spaghetti denke, denke ich immer an den Disney Film “ Susi und Strolch“…Zum Glück hast Du Deinen Strolch gleich bei Dir und kannst das Essen so mit einem dicken Kuss beenden.:)
    Während Dich also der Kuss erwartet, wartet bei mir nur der Abwasch. :/
    Hast Du auch mit Nudeln das Zählen gelernt? Bei meinen Eltern musste ich jede Nudel zählen als Motivation, damit ich den Teller leer bekomme. Ich hatte die Spaghetti lieber zum Spielen benutzt. Mit Nudeln kann man so herrlichen Blödsinn machen: Schlürfen, Saugen oder Formen bilden. Vielleicht liebe ich deshalb so sehr Buchstabennudeln. Das ist wie Scrabbel-Spielen beim Essen.
    Bist Du nach Nudeln auch immer so müde?
    Wie gut, dass heute Sonntag ist.
    Nimm am Besten den Strolch gleich mit 😉
    Ich mache jetzt vor dem Abwasch noch ein Nickerchen.
    Liebe Grüße
    Christel ( mit Lasagneverschmiertem Lächeln)

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