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Ein Roadtrip: Kapitel 2 – Normandie

#60 Ein Roadtrip: Kapitel 2 – Normandie
Lied zum Text: Sam Smith, Normani „Dancing with the stranger“ Noch so ein Dauerschleifenlied auf den französischen Radiosendern.

Unsere Erwartungen an dieses Stück der Reise waren ganz klein. Eigentlich wollten wir nur schnell durchfahren, um uns dann für den südlichen Teil der französischen Atlantikküste viel Zeit zu lassen. Doch dann hat uns die Normandie überrascht mit menschenleeren, kilometerlangen Stränden, spektakulären Steilküsten und verschlungenen Dünenlandschaften.

Nachdem wir Brügge Tschüß sagen, zieht es uns ans Meer. Nur eine Stunde später spazieren wir am Strand von Ostend. Es ist gerade Ebbe und der Strand ganz breit. Vor uns spiegelt sich der verhangene Himmel in den zurückgelassen Pfützen, dahinter das Meer. In unserem Rücken stehen mittelmäßig hübsche Plattenbauten, durch eine Straße und eine Straßenbahn vom Strand getrennt. Durch den Dunst, der über der Szenerie liegt, wirkt das Ganze noch unwirklicher. Wir sind in unsere übliche Reisekommunikation verfallen: „Ist das nicht cool?“, “ Sieht das nicht märchenhaft aus?“, „Endlich das Meer.“, “ Schön.“, „Surreal.“, “ Haben wir das gut.“. Und zwischen den Stakkatowörtern viel Stille und Staunen.
Dabei sind wir noch gar nicht in Frankreich, sondern stehen noch in Belgien am Strand, der uns hier an die Strände in den Niederlanden erinnert. Mit weiten Dünenlandschaften, Häuser direkt am Strand und ganz viel Meer. Das Nachbarland ist ja auch nicht weit weg.

 In der Normandie

Nach einigen tiefen Atemzügen, einem kurzen Spaziergang und einem dicken Beglückwunschdrücker für unseren Mut wieder loszuziehen, steigen wir ins Auto.
Kurze Zeit später sind wir in Frankreich, fahren an Calais vorbei und wollen ganz schnell ans Meer. Also runter von der Schnellstraße und schon sind wir in Sangatte.
Als erstes fallen uns die riesigen Buhnen auf, an denen man ablesen kann, dass wir an einem der Orte mit der höchsten Tide Europas stehen. Im Moment können wir uns nicht vorstellen, dass das Meer diese in den nächsten 6 Stunden bedecken soll.

In der Ferne sehen wir die Fähren von/nach Calais fahren und wenn wir uns ganz doll anstrengen, sehen wir sogar die Kreidefelsen von Dover. Wir haben mal wieder ein Dauergrinsen im Gesicht, wir fühlen uns so gut und so glücklich.

Auf den Steilklippen steht ein Bunker nach dem anderen, sobald man sich auf betongrau eingesehen hat, sieht man sie überall. Wir werden ihnen auf unserer gesamten Strecke begegnen und sie werden uns immer wieder daran erinnern, wie gut wir es haben im Frieden und in einem vereinten Europa zu leben.

Von Sangatte wollen wir über die kleinen Landstraßen direkt am Meer weiterfahren und fahren auch an einem französischen Hinweisschild mit viel französischem Text vorbei. Tja, war wohl ein Hinweis auf eine Baustelle und wir sind beim Wenden ziemlich glücklich,  ohne Monster unterwegs zu sein. Den Wohnwagen hätten wir hier das erste mal die Steilküste runterschmeißen müssen, um weiter zukommen. So haben wir kein Problem und folgen der verworrenen Umleitung.

Die Cote d’Opale

Unser Ziel ist Berck sur Mer an der Cote d‘ Opale, hier haben wir uns ein kleines, süßes Hotel in der Nähe des Strandes ausgesucht.
Da man scheinbar weiß, dass wir zwei unverbesserliche Romatiker sind (Ironie), hat man uns sogar Handtuchschwäne gebastelt und einen sehr süßen Duftbaum ins Zimmer gehängt. Der Duftbaum wird sofort aufs Fensterbrett verbannt, die Schwäne in Handtücher umgewandelt und auf den Schreck gleich die Schokolade vernichtet, um den Blutzuckerspiegel hoch zu halten.
Dann folgt ein langer Spaziergang am Meer und durch den alten Kur-/Badeort. Das Wetter ist unglaublich. Die Sonne strahlt, der Himmel ist blau, das Meer glitzert und auf dem nassen Sand spiegelt sich Alles. Mit jeder Stunde wird die Szenerie schöner. Am Ende legt die untergehende Sonne alles in Weichzeichner und mit diesen Bildern im Kopf schlafen wir ein.

Am nächsten Morgen halten wir kurz hinter Berck sur Mer in der verwinkelten Dünenlandschaft und laufen durch die Priele. Wir wundern uns, dass wir ganz dicht an den Graugänsen auf den kleinen Seen vorbeilaufen können, bis wir entdecken, die sind aus Plastik. Wahrscheinlich sollen sie andere Vögel anlocken. Bei uns Beiden hat es auf jeden Fall geklappt.
Wer gerne mal sehen will, wie schön die Dünenlandschaft der Cote d’Opale ist, dem empfehlen wir den sehr skurrilen französischen Film „Die feine Gesellschaft“. Die Landschaftsaufnahmen in dem Film sind ein Traum, die Geschichte wahrscheinlich nicht für jeden etwas.

Cote d‘ Albatre

Heute wollen wir uns den berühmten Elefanten von Etretat ansehen. Dieser liegt an der Alabasterküste (Cote d’Albatre – die Namen der Küstenabschnitte in der Normandie sind Programm, einer schöner als der andere).

Unser Weg führt an der Küste vorbei und immer wieder halten wir an, um diese unglaubliche Landschaft zu bewundern.
Die Strände und Aussichten haben wir meistens für uns allein.
Anders in Etretat. Hier sind schon einige Touristen unterwegs, im Sommer ist es bestimmt richtig voll. Auf dem etwas außerhalb gelegenen Parkplatz bekommen wir nur mit Mühe einen Parkplatz.

Bevor es zum Strand geht, holen wir uns ganz französisch ein Baguette, Roquefort und Oliven und machen es uns mit einem fantastischen Blick auf die Umgebung am steinigen Strand bequem.
Nachdem uns die Möwen immer enger umzingeln, wir satt und ausgeruht sind, erklimmen wir die Klippen. Brücken führen auf abgespaltene Felsen. Mein Angsthase sagt: „Lass Henrik mal allein da runter fallen und bleib hier auf der sicheren Seite.“ Ich hör auf ihn. Kaum ist Henrik im Touristenpulk verschwunden, fliegt ein Tiefflieger über die Klippe. Ich kann ihn fast berühren.
Henrik kommt nach 10 Minuten und mit wunderschönen Bildern zurück.

Im Abendlicht fahren wir weiter Richtung Bretagne und nehmen uns ganz fest vor, mit viel mehr Zeit in die Normandie zurückzukehren.
Im 3. Kapitel geht es auf unsere eigene Zeitreise in die Bretagne.

 

 

 

 

 

 

2 Kommentare

    • Sylke

      Hallo Elli, diesmal gibt es eine verspätete Antwort. Vielen lieben Dank für Deine Worte.
      Wir sind gerade aus Dubai zurück und langsam bereiten wir uns auf den Wiedereinstieg ins Berufsleben vor. Wir haben soviel erlebt in den letzten zwei Jahren, haben uns neu er-/gefunden, so viele wunderschöne Augenblicke gespeichert – wir können gar nicht aufhören mit genießen. Jetzt freuen wir uns auf das neue Abenteuer „Alltag“. Liebe Grüße zurück

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