Juli 2021- Ferien
Seit ein paar Tagen grübele ich, was ich im Juli-Kalenderblatt schreiben kann. Mir sind viele Themen ein- und wieder entfallen, aber nichts hat mich so richtig gepackt. Keins hat meinen Kopf rattern lassen, so dass ich die Worte schon geschrieben gesehen hätte und dann kam der heutige Morgen.
Zurzeit stehen wir eine halbe Stunde eher auf und gehen vor der Arbeit noch eine Runde baden und so machten wir uns auch heute kurz vor sieben auf den Weg.
Die Sonne strahlte uns bereits freudig an, die Vögel zwitscherten und die Lufttemperatur lag schon bei über 20°C, als wir mit unseren Rädern durch den Wald fuhren und da war es da, das Gefühl wie Ferien. Wir beide schauten uns an und sagten lachend: “ Ist Dir auch gerade wie Sommerferien?“
Wir beide sind schon eine Weile aus dem Ferienalter raus und machen wenn schon denn schon Urlaub.
Doch kaum neigt sich der Juni dem Ende zu und die Rosen meines Opas fangen im Garten an zu blühen, liegt Ferienstimmung in der Luft. Obwohl wir beide dieses Jahr höchstwahrscheinlich nicht im Juni, Juli oder August frei haben werden und verreisen, erfasst uns dieses Gefühl beim frühen Bad im See, beim Abendbrotpicknick im Garten oder auch, wenn man am späten Nachmittag völlig verschwitzt im Liegestuhl liegt und dem Sprenger beim Wässern der Beete zusieht.
Wir freuen uns mit den Nachbarskindern über den letzten Schultag und das jetzt 6 Wochen Abenteuer vor ihnen liegen.
Wir erinnern uns an sorglose Wochen ohne Schule und Hausaufgaben, an die Aufregung vor der Urlaubsfahrt, an die Kälte des Erdbeereises, das auf unsere nackte Haut tropfte, an heißen Asphalt unter den nackten Füßen oder das Kitzeln der Grashalme an ihnen, an ausgedehnte Wasserschlachten und an die Wellen in unseren Träumen. Wir erinnern uns an das Pieken der Grashalme in unserer Kleidung, nachdem man in einem Feld Verstecke gespielt hat, an die Mückenstiche vom Sommerabend, das Spannen unserer Haut nach einem ganzen Tag in der Sonne und an die glückliche Erschöpfung nach einem durchspielten Tag Abends im Bett.
Ein klein wenig versuchen wir jetzt davon in jeden Tag zu packen.
Kleines Glück für junggebliebene Alte.
Und dieses Glück schmeckt nach 3 Kugeln Eis am Tag, obwohl man alters- und figurbedingt nur noch eine Kugel im ganzen Sommer essen dürfte. Es riecht nach Gegrilltem und das gerne etwas angebrannt, obwohl man alles über die schädliche Wirkung weiß. Es fühlt sich wie Nacktbaden unterm Sternenhimmel an, obwohl man den nächsten Tag wieder früh raus muss. Es ist wie komplett angezogen unter den Rasensprenger hüpfen, obwohl der doch nur den Garten wässern soll.
Es ist das Unbeschwerte, das „sich-keine-Sorgen-machen“, das nicht an Morgen denken und in den Tag hineinleben (auch wenn nur einen kurzen Moment am Tag), das diese Sommerzeit ausmacht.
Gerade im Moment brauchen wir diese Augenblicke. Nach einer angespannten Zeit mit dem Virus, Henriks Ende der Umschulung und seiner Jobsuche sind wir reif fürs Ferienfeeling.
Zwei Jahre nochmal Schulbank drücken, Tests schreiben, Praktikant sein und am Ende die Abschlussprüfungen absolvieren – und jetzt? – hat er es geschafft. Ich bewundere Henrik sehr, dass er das durchgezogen hat. Denn auch wenn ich nur Zuschauer war, dachte ich oft: „Meine Güte, ich glaube, wir sind zu alt für den Scheiß.“
Die Anspannung lässt jetzt nur langsam nach und um so wertvoller sind die Momente wie früh auf dem Rad, wenn wir uns unbeschwert anlachen und sagen:“ Ist Dir auch gerade wir Sommerferien?“
Wir wünschen Euch eine wundervolle Urlaubs-, Ferien-, Sommerzeit. Genießt diese langen, sonnenwarmen, unbeschwerten Tage.
Im Artikel Reisen-Kindheitserinnerungen erzähle ich Euch von meinen Sommerferien.
Und wer noch ein wenig in den Kalenderblättern lesen möchte, hier geht es zum Kalenderblatt Juli 2019 und 2020.