Grübeln über ...

Grübeln über – den Frieden

Wie ich es bereits in meinem Jahresrückblick zu 2017 geschrieben habe, mache ich mir neuerdings wieder Gedanken über den Frieden.

Viele Jahre stand der Wunsch nach Frieden für mich nicht mehr an erster Stelle. Er ist für mich selbstverständlich, ich mache mir keine Gedanken, ich lebe schon immer im Frieden.

Henrik sagt: “ Was ist los? Zieh doch mal die Grübelfalte wieder glatt.“
Wenn das nur so einfach wäre. Aber neuerdings kommen Gedanken aus meiner Kindheit hoch. Eine Kindheit im Frieden und doch mitten im Krieg – im kalten Krieg. Die Angst, dass irgendein Idiot im Kreml oder im weißen Haus aus einer Laune heraus auf den roten Knopf drückt, war damals immer präsent. Das fällt mir jetzt erst viele Jahre später auf, jetzt wo ich diese untergründige, lange nicht empfundene Angst wieder spüre. Eine Angst, dass sich unsere Welt mal wieder in die falsche Richtung entwickelt, dass  die Menschheit abhängig ist von den Entscheidungen einiger geltungsbedürftiger, geldgetriebener, dummer Menschen.
Ich habe mich in unseren warmen Wohnzimmer, mit einem gut gefüllten Bauch, von meinem Auto vor der Tür  und 2 mal Urlaub im Jahr  einlulleln lassen. Habe ich für meine  Bequemlichkeit meine Seele verkauft?
Wer geht heute für den Frieden noch auf die Straße? Ich nicht. Wer bildet Lichterketten, um unsere weltumfassende Verbundenheit darzustellen? Ich nicht. Wer schreibt noch Briefe für/an politische Gefangene? Ich nicht. Wer engagiert sich politisch wirklich für den Frieden? Ich nicht. Wer ergreift das Wort, auch auf die Gefahr hin, unbeliebt zu sein? Ich nicht. Wer bastelt noch Friedenstauben oder setzt andere kleine Zeichen für den Frieden? Ich nicht.
Wer erkennt in den Nachrichten die Schrecklichkeit von den Kriegen, die es im Moment auf unserer Welt gibt und wer tut etwas dagegen? Ich nicht.

Und ganz ehrlich, ich habe das Gefühl, dass das immer weniger Menschen tun. Die Generationen, die uns vom Krieg berichten können, sterben langsam weg und eigentlich sind das Geschichten aus einer anderen, uns völlig unvorstellbaren Welt.
Auch der Terror und die Kriege, die ich im Fernsehen sehe, berühren mich nur noch für die 2 Minuten, in denen ich „live“ im TV dabei bin.
Ich bin abgestumpft und bequem geworden, aber die Angst kommt wieder und damit auch das Gefühl, wieder etwas tun zu müssen.

Meine Gedanken kreisen, weil wieder aufgerüstet wird, weil ich das Gefühl habe, dass „Geld“ möchte wieder einen Krieg. Ich gebe es zu – ich habe richtig Angst.

Ich träume davon, dass ich mein Leben bis zum Ende in Frieden erlebe, dass auch meine Kinder und Enkelkinder dieses Glück erleben dürfen. Ich wünsche dieses Glück allen  Menschen auf dieser Erde. Ich hoffe, dass wir erkennen, dass einige macht-, geldgeile Menschen uns alle opfern würden um noch reicher zu werden und das wir etwas dagegen tun.

Ich habe noch keine Ahnung, was ich wirklich tun kann, um den Frieden zu erhalten und auszubauen, aber ich glaube der erste Schritt ist getan – ich mache mir wieder Gedanken darüber.

Frieden – einfach weiter Träumen?

Wie ist es bei Euch? War das Wort „Frieden“ für Euch auch irgendwie ausgeleiert? Habt Ihr auch wieder mehr Angst? Seid Ihr aktiv in Sachen „Frieden“ unterwegs und wenn ja, wie?

 

4 Kommentare

  • Christine

    Liebe Sylke,

    auf einer der letzten Friedensdemonstrationen in Berlin waren wir – es sind zu wenige, die hingehen… man hat das Gefühl, auch eine Demonstration bringt nichts mehr…. – das stimmt traurig und macht Angst, da kann ich dir beipflichten. Ich wünsche mir manchmal, dass die Menschen wieder montags zusammen kommen – so wie in der DDR – in Kirchen z.B. wieder – wir sind zu satt…, das macht träge… – vielleicht lässt so ein Gedanke wie deiner, der in deinem Blog gelesen wird, wieder Menschen grübeln… und etwas unternehmen… – angesagt wäre es.

  • Christel

    Hallo Sylke,
    über den Frieden denke ich seit 1 Jahre nach, seitdem ich in der Integrationshilfe geflüchteter Familien aktiv bin und scheinbar die Welt wieder Verrückte braucht (siehe Amerika, Russland,Türkei und Nordkorea, sog. Reichsbürger…)
    Ich habe viele Geschichten von Geflüchteten gehört, über Gewalt vor Ort, über Folter, über Willkür und fehlenden Freiheiten, da lernt man das eigene Land und die Werte zu schätzen. Ich vertraute noch immer auf die Vernunft und wurde nach der amerik. Wahl eines Besseren belehrt. „Das passiert nicht“ war auch der Glaube vor dem Brexit und der Situation in Katalonien. Nun gut, also nix mit der Vernunft, bleibt nur die Hoffnung nach einer geistigen Umkehr und der Rückbesinnung nach Werten wie Menschlichkeit und Rechtsstaatlichkeit. Ich gehe nicht auf Demos, aber ich führe Gespräche, viele viele Gespräche, es ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, doch auch der zählt, und ich bleibe wachsam.

  • Reinhard

    Wir sind Stolz Euren Mut zu erleben, den Zipfel des momentanen Glücks zu ergreifen um die ausgetretenden Pfande und das Hamsterrad des Alltags zu verlassen!
    Neid!?
    „Neid muss man sich verdienen.
    Mitleid bekommt man geschenkt.“
    Ralph Siegel

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