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Willkommen im schwedischen Regenland

#25 Willkommen im schwedischen Regenland –ähhh Lappland
Lied zum Text: Die Ärzte “Jag älskar Sverige!”

Wir sind in Schweden ganz im Norden und arbeiten uns hier langsam Richtung Süden weiter.
Diesmal gibt es ein Ziel. Am 27.07. müssen wir in Oslo sein, dann kommt unser Sohn.
Uns treibt es nochmal an die Ostseeküste. Wir hoffen, dass hier das Wetter etwas besser wird.

„Es regnet, es regnet, die Erde wird nass …“; seit mehr als einer Woche steht das Lied in unserer Hitparade auf Platz 1. Mittlerweile kann ich auch bei monsunartigen Regenfällen im Monster schlafen. In Italien hatte ich schon mit Niesel meine Probleme.
Es regnet meistens nicht den ganzen Tag durch, aber von 24 Stunden ist es bestimmt 15 Stunden nass. Wir wussten ja, auf was wir uns einlassen, in dem wir unseren Sommer im hohen, hohen Norden verbringen. Jetzt, wo alle wettermäßigen Voraussagen zutreffen, wünschen wir uns aber doch etwas Wärme und Sonne.
Trotz des mittelprächtigen Wetters, schaffen wir es, jeden Tag unsere 5-8 km zulaufen. Ich mit Gummistiefeln, Henrik ohne („…sowas ist nichts für Männer…“). Man versackt auf den Wiesen schon mal bis zum Knöchel im Wasser.
Anders als in Norwegen, gibt es in Schweden aber ganz gute Wanderwege. Diese sind gekennzeichnet und auch mal mit Stegen über die Moore versehen.
Wobei es auch hier Wandergegenden ohne Wege gibt. Wenn man, wie wir, nur „Spaziergänger“ ist und bisher Deutschland oder Österreich „erwandert“ hat, dann wundert man sich hier im Norden erstmal. Es gibt keine (oder kaum?) Wege, die man mit einem Kinderwagen oder Rollator erlaufen könnte. Der Weg ist oft als solcher nicht zu erkennen, keine Hütte mit kulinarischen Höhepunkten wartet irgendwo auf Dich und ein riesiges Gebiet liegt vor Dir. Ein Kompass, eine gute Karte oder ein GPS-Tracker sind sinnvoll. Mückenspray ist Pflicht, regendichte Kleidung sowieso und auch eine Kopfbedeckung, falls die Sonne doch mal vorbeischaut.
Doch wer die Natur liebt, sollte sich hier reinbegeben. Es ist so ruhig, es duftet so schön, du bist ganz allein, es blüht um Dich herum und vielleicht kreuzt ein Rentier Deinen Weg. Hier kann man ankommen: bei sich, der Natur und der Welt.

Auch uns begegnen hier wieder Rentiere. Die sind gerade im Fellwechsel und sehen dadurch leicht zombiemäßig aus. Ich frage mich sowieso, warum die ihr Fell jetzt noch wechseln, im Oktober schneit es hier oben schon wieder… Komischerweise treffen wir die Zombierentiere immer wieder auf der Straße. Also direkt auf der Straße und die gehen da auch nicht runter. Man kann sie sich in Ruhe ansehen. Selbst Hupen beeindruckt die nicht sehr. Wir haben ja Zeit und warten.

Das mit der Zeit ist eine so unglaublich tolle Sache. Wir können rumbummeln, uns wirklich durch den Tag treiben lassen. Erstaunlicherweise gelingt mir das auch ganz gut. Meine innerliche „Stresserella“ – mein „Antreiber“ – ist auf Kur und kaum vorhanden. Ich kann stundenlang in einem Café sitzen und dem Regen zusehen. Ich kann auf einem Stein im Wald sitzen und dem Wind lauschen. Aus den Dachfenstern im Monster beobachte ich die Wolken. Ich MUSS nichts mehr tun (selbst das Lesen wird etwas weniger) und es bekommt mir so gut.

Noch vor einem halben Jahr hätte ich mich über das Regenwetter mächtig aufgeregt, hätte es als persönlichen Angriff verstanden. Jetzt: ist nicht schön, kann man aber nicht ändern und nur das Beste daraus machen. Wie? Im Bett Nudeln Bolognese essen oder dem Poetry Slam auf Radio Fritz lauschen (Dank WLAN) oder am Blog schreiben oder sich gegenseitig ein Buch vorlesen oder einen der Filme von der Festplatte ansehen oder sich wasserdicht anziehen, rausgehen und sich diesen schönen Teil der Welt ansehen.

Und doch muss ich sagen: „Zum Glück haben wir das Monster.“ In einem Zelt sähe die Sache ganz anders aus, da hätte ich die Nase voll.

Schwedische Zeltplätze machen es einem einfach, mit dem Regenwetter umzugehen. So gibt es oft eine Sauna und viele haben auch beheizte Freibäder. Das Duschwasser ist warm und die Badhäuser oft geheizt. In den Küchen gibt es von Mikrowelle über Backofen und Kochplatten fast alles. Auch die Küche ist oft geheizt, so dass sich die Zeltcamper dort auch aufwärmen und trocknen können.

Natürlich gibt es ihn doch, den Sonnentag. Diesen verbringen wir am Strand der Ostsee. Lassen unsere Körper von der Sonne wärmen, den Sand durch die Finger rieseln, den Wind unsere Haare verwurschteln und denken: „Regen? Kann mich nicht mehr dran erinnern.“

2 Kommentare

  • Konny

    Hässliche Städte oder Arsch der Welt …. lach. Und der Angriff des Rentieres. Bin gespannt, was für Abenteuer als nächstes kommen. Habe großen Respekt vor euch beiden, mir wäre das zu ruhig.
    Eure Fotos sind klasse.

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