Grübeln über ...

Grübeln über – unsere Kinder

Da gibt es zwei Menschen in unserem Leben, die uns mehr bedeuten als alles andere.
Sie tragen ganz viel von uns in sich und sind doch ganz anders als wir. Es gibt Momente da schweifen meine Gedanken in die Vergangenheit, in die Vergangenheit unserer Kinder.

Henrik sagt: ” Schau mal, waren die beiden nicht süß.” In den Händen hält er ein Bild von unseren Kindern. Unsere Tochter ist darauf gerade 6 Jahre alt und sie hält ihren 3 Monate alten Bruder im Arm. Wange an Wange und mit einem Lächeln stehen die beiden auf immer verewigt da.
Selten mache ich mir Gedanken über meine Kinder. Sie sind immer Teil meines Lebens gewesen und wir mussten uns wenig Sorgen um sie machen. Ich war  21 Jahre als unsere Tochter geboren wurde, ich kenne kein “Erwachsenendasein” ohne Kinder.
Mit dem Bild in der Hand kreisen die Gedanken und kehren weit in die Vergangenheit zurück.

Ich denke an kuschlige Sonntagmorgen, wir alle vier im Bett. Es wird gebrabbelt, gekuschelt, gekitzelt – das Glück schäumte über in unserem Schlafzimmer. Ich denke an gemeinsames Essen mit von Tomatensosse völlig zu geklebten Gesichtern, kleinen matschigen Händen und an das  fröhliche Lachen in diesem Moment. Ich denke an kleine Körper die sich schlaftrunken auf der Couch an meinen Körper schmiegen.
Da sind auch wunderbare Urlaube, Sandburgen bauen, mit Matsch spielen, auf Berge kraxeln, in Höhlen kriechen, Sternschnuppen beobachten, Drachen steigen lassen und alles zum ersten Mal erleben.
Tief in mir trage ich diese Zeit, die nicht immer vollkommen und trotzdem so glücklich war.

Ich schaue mir die beiden auf dem Bild an und denke an heute. An meine umwerfende Tochter, die bald fertig mit ihrem Studium ist und unseren Sohn, der mittlerweile alle in unserer  Familie überragt.
Möchte ich die Zeit zurückdrehen? Auf keinen Fall!
Alles ist gut, wie es ist. Ich habe schon lange wieder das Hoheitsrecht über meine Handtasche. Da gibt es keine Kekskrümmel mehr drin, keine Kinderfeuchtetücher, kein kleines Kinderspiel für langweilige Minuten, keine angelutschten, klebrigen Bonbons, nur meine Sachen (und das Portemonnaie von Henrik).
Am Morgen kann ich ausschlafen und abends ins Bett gehen, wann immer ich will. Wir können Essen gehen, in Kino oder Theater, ohne uns um einen Babysitter zu kümmern. Wir haben uns unsere Freiheit zurück erobert.
Unsere Kinder sind so vertrauenswürdig und selbständig, dass wir uns auch trauen, für 3 Monate einfach zu verschwinden und nur an uns zu denken :o).

Ab und zu brauchen sie uns ja auch heute noch. Bei Technikfragen kommt die Große immer noch auf ihren Papa zu und ich darf  die eine oder andere Träne wegwischen bei Herzensproblemen.
Der “Kleine” ist zur Zeit gerade krank und hat uns die ganze Wohnung vollgekotzt (ein schöneres Wort gibt es dafür nicht), da habe ich mir schon gewünscht, er wäre ausgezogen und hätte eine Freundin, die den Dreck wegmacht…Aber sonst genießen wir es ihm beim Wachsen zu zusehen.

Ich stelle das Bild ein wenig wehmütig wieder zurück. Die Zeit ist viel zu schneller vergangen, die beiden so schnell groß geworden. Die Liebe bleibt, tief in uns und ihnen. Nicht überstrahlend, nicht ständig gegenwärtig aber konstant, vertraut und als Gefühl an dem man sich immer festhalten kann.

Alles hat seine Zeit und wir haben die Vergangenheit sehr genossen, tragen sie in unserem Herzen, genießen das JETZT und freuen uns auf Alles was kommt.

Familie Sonnenschein

Wie ist es bei Euch? Ist diese einzigartige Liebe zu Euren Kinder auch oft sehr selbstverständlich? Gibt es Augenblicke, die ihr gerne nochmal erleben wollt? Wo seid ihr im Moment mit den Gedanken? Oft in der Vergangenheit, Zukunft oder im JETZT?

 

4 Kommentare

  • Anett

    Hallo Sylke,

    Wieder ein sehr schöner Beitrag. Und ich bin völlig bei dir.

    Ich frage mich auch oft, wo ist die Zeit geblieben. Meine “Kleine” ist vor zwei Wochen auch schon 11 geworden. War ich nicht gerade erst mit ihr schwanger? Oder meine Große, 12 1/2 , Pubertät lässt grüßen. Wie leichtfertig habe ich vor einem Jahr noch gesagt, ich war selber ein Mädchen, selber in der Pubertät, dass bekomme ich schon hin, Hauptsache beide Mädels haben nicht mal den gleichen Jungsgeschmack. Und jetzt stehe ich stellenweise vor ihr und sage mir, so schlimm war ich nicht oder das hätte ich meinen Eltern so nicht sagen dürfen. Und nun hoffe ich, dass die “Kleine” sich noch etwas Zeit lässt. Zwei pubertierende Mädels, es kommen schöne Zeiten auf mich zu.
    Aber ich will es nicht missen.
    Es waren bewusste Entscheidungen für die beiden und auch wenn es als Alleinerziehende manchmal eine echte Herausforderung war, sieh dir die beiden an und ich bin so stolz auf sie.
    Gerade wenn Geburtstage vor der Tür stehen, schweifen die Gedanken ab und selbst die Mädels fordern inzwischen Geschichten aus den Kleinkindtagen an. Es gibt so viele wunderschöne Erinnerungen, viele auf Bildern, Videos und Briefen und viele auch nur im Herzen.
    Will ich die Zeit zurück, nein, will ich die Zeit jetzt, ja.
    Will ich schon an die Zukunft denken, nur zum Teil.
    Anett

    • Sylke

      Danke für Deine ehrlichen, schönen Worte. Ich glaube, die Pubertät unserer Kinder, ist ein großer Lernprozess für uns selber. Nach all den emotionalen Stürmen ist man dann viel gelassener, ruhiger und reifer (hört sich ja mega alt an :o) ). Aber wie bei jedem Lernprozess, es tut auch manchmal weh und manches will man gar nicht lernen.

  • Reinhard Kurczynski

    Zitat
    “Die Zeit von der wir dachten,
    wir würden sie unserem Kind schenken,
    war in Wahrheit die schönste Zeit,
    die uns geschenkt wurde.”

  • Kathrin

    Hallo Sylke und Henrik, ich habe lange nicht reingeschaut in die Texte, erst nach unserem Wiedersehen diese Woche. Toll, diese Texte zu den verschiedenen Themen. Ich befasse mich auch oft mit solchen Themen in Gedanken, wenn ich früh meine 20 Minuten zum Büro laufe oder abends zurück zur S-Bahn. Vor kurzem zu meinem runden Geburtstag haben meine Töchter (30 und 36) und ihre Männer von allen Gästen (Kinder, meine Mutti, meine Geschwister und Freunde) kleine Filme mit Grüßen und gemeinsamen Erlebnissen gebastelt und das ist soooo schön geworden. Ich bin stolz auf meine Kinder und inzwischen sind sie meine besten Freunde. Beide sind sehr aufgeschlossen und lustig und doch auch so verantwortungsvoll. Und sie zeigen mir immer wieder, auch bei viel Stress auf Arbeit, was eigentlich wirklich zählt im Leben. Daraus schöpfe ich ganz viel Kraft.

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