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Auf dem Weg nach Norwegen

#21 Auf dem Weg nach Norwegen oder der „dit gloob ick jetz nich“ Tag.
Lied zum Text: John Hendrik “Rudolph the red-nosed reindeer”

An diesem Tag müssen wir Euch sofort und ohne Verzug teilhaben lassen.
Es ist der „dit gloob ick jetz nich“ Tag und es ist Sommeranfang. Mittsommer genannt und ein Feiertag in Skandinavien.

Eigentlich fing das Ganze schon gestern an. Wir sind ja mittlerweile hinter dem Polarkreis und als wir uns gestern von Sodankylä Richtung Inari aufmachten, schien die Sonne. Henrik war ganz mutig, zog sich eine kurze Hose und ein T-Shirt an. Die Sonne begleitete uns auf unserem Weg, doch beim ersten Aussteigen (Pause machen) war es merklich kühler. Die Sonne verzog sich langsam hinter die Wolken und es begann zu regnen. Abends (wobei, ein Abends gibt es nicht mehr, denn 24 Stunden scheint hier die Sonne) hatten wir nur noch 5°C, Wind und Regen.

So sind wir heute früh auch aufgestanden: 5°C und Regen. Mit: “Na und – bisher hatten wir mit dem Wetter echt Glück und das wird wieder besser.“ munterten wir uns auf.

Wir fuhren los. Gerade Straße, ein bisschen auf die Rentiere aufpassen, die am Straßenrand stehen. Der Regen war etwas unschön, Landschaft trotzdem genießen. Dann der Abzweig nach Norwegen und zum Nordkap. Unser erstes „dit gloob ick jetz nich“ folgte sofort. Vor uns fuhr ein LKW, es kommt eine Baustelle, die Fahrbahn wird einspurig. Also besser gesagt, es kommt eine Schotterpiste (gut das kennen wir schon), aber keine Bauampel – Gegenverkehr wäre jetzt richtig blöd. Wir bleiben ganz dicht hinter dem LKW. Wo der lang kommt, kommen wir auch durch. Es wackelt und ruckelt und im Monster fallen die Sachen aus den Regalen. Dann bleibt der LKW stehen, fährt rückwärts und lädt schräg vor uns seine Ladung Schotter ab. Ich kann mich nicht mehr halten vor Lachen, die bauen direkt vor uns die Straße.

Wir zwängen uns am LKW vorbei holpern über die Schotterpiste und weiter geht’s. Die Straße ist jetzt mächtig eng und sieht aus wie eine Achterbahn. Hoch, runter, hoch runter. Dann kommt das nächste Mal „ick gloob dit jetz nich“: es fängt an zu schneien. Neben uns, auf den 300m hohen Hügeln, liegt der Schnee. Mittlerweile haben wir 1,5°C und wir denken „ und das Alles mit Sommerreifen“.

Als wir eine kurze Pause machen und aussteigen, weht uns der Wind richtig um die Nase und wir machen, dass wir ins Auto kommen.

Unser Respekt gilt den Radwanderern, die sich heute, diese Strecke angetan haben. Beim ersten haben wir noch gesagt: „dit gloob ick jetz nicht“. Doch wir sind heute bestimmt 10 Radfahrern begegnet, die unsere Tour mit ihren Drahteseln machen.

Kaum sind wir in Norwegen, der nächste „dit gloob ick jetz nich“ Ausruf an einer Tankstelle. 95 Super kostet 1,73 Euro der Liter. Bei den Bergfahrten, die jetzt vor uns liegen, verbrauchen wir mit dem Monster um die 15 Liter…

Wir sind mittlerweile auf unserem Campingplatz in Lakselv in Norwegen. Noch 189 km bis zum Nordkap. Der Campingplatz liegt direkt am Ende des Fjords. Um uns herum Berge mit Schnee. Die Natur ist ein Kracher und wir würden sie gerne bestaunen. Doch es schneit und stürmt. Wir beschließen, ins Dorf zu laufen. Die finnischen Städte und Dörfer waren ja schon nicht unser Ding mit ihren Funktionsbauten. Doch das sieht hier aus wie bei uns Industriegebiete. Ein „dit gloob ick jetz nich“ ist angebracht.

Jetzt sind wir im Monster, die Heizung läuft, wir schauen auf den Fjord, der Wind bläst um uns herum, der Schneeregen prasselt aufs Dach und wir stoßen mit Glühwein auf den Sommeranfang an.
„Dit gloob ick jetz nich“.

PS: Es ist nicht so schlimm, wie sich das vielleicht liest. Wir haben das Glück, in einer großartigen Natur mit zu erleben, wie das Wetter seine Muskeln spielen lässt und dabei sitzen wir im warmen, trockenen Monster und trinken heißen Tee. Haben wir es gut.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4 Kommentare

  • Ramona

    Ihr seid richtig mutig … und was ihr alles erlebt… einfach toll…ich freue mich immer über eure tollen Reiseberichte. Liebe Grüße Ramona

  • Reinhard

    Hallo Ihr Lieben,
    erstaunlich das das mit dem Internet so Problemlos funktioniert! Von der Insel Poel ist es bei uns schon ein wenig schwierig.
    Lasst es Euch weiter GUT gehen. Und bald seid Ihr im Bereich des Golf-Stromes.
    Grüße

  • Rosi

    Hallo ihr Lieben,
    es ist immer wieder spannend von euren Erlebnissen zu lesen und dann die schönen Fotos.
    Sylke, fühl dich nachträglich zu deinem Geburtstag noch ganz fest gedrückt .
    Herzliche Grüße Rosi

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